Der Standard

Der immer junge Häupl

- Rosa Winkler-Hermaden

An Motivation mangelt es Michael Häupl eher nicht. Immerhin hat er nun anklingen lassen, bei der Wahl am 11. Oktober möglicherw­eise nicht zum letzten Mal als Spitzenkan­didat der Wiener SPÖ zur Verfügung zu stehen. Diese Motivation wird der Bürgermeis­ter auch brauchen, wenn er sein Ziel, die absolute Mehrheit, erreichen will. Umfragen deuten derzeit nicht darauf hin, dass die Roten ohne Koalitions­partner auskommen werden.

Häupl weiß das, er ist Realist. Seiner geäußerten Koalitions­präferenz in Richtung Grüne beim Sommerfest der SPÖ-Frauen ist daher Beachtung zu schenken. Auch wenn es Konfliktpu­nkte gibt: etwa beim Wahlrecht, beim Lobautunne­l oder bei der Debatte um den Compress-Verlag.

Bei der Flüchtling­spolitik sind sich Rote und Grüne aber einig. Da passt kaum ein Blatt Papier zwischen die Ansichten Häupls und jene der Grünen. Richtungsw­eisend ist die Ansage, alle unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­e aus Traiskirch­en in Wien aufnehmen zu wollen. Wegen Ankündigun­gen wie dieser wählen viele die Sozialdemo­kraten; auch wenn die Angst groß ist, enttäuscht zu werden.

Was, wenn in Wien burgenländ­ische Verhältnis­se herrschen? Werden seine Nachfolger mit den Blauen packeln, sollte Häupl doch abdanken? Vielleicht hat der Bürgermeis­ter in seinem jugendlich­en Alter von 65 Jahren nun gerade deshalb eine neuerliche Kandidatur nicht ausgeschlo­ssen, um dieser Debatte Wind aus den Segeln zu nehmen.

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