Der Standard

Die große Wurstigkei­t

- Peter Illetschko

Wenn Wissenscha­fter, von Berufs wegen faktenorie­ntierte und besonnene Menschen, von drohendem „Kollaps“reden, dann ist tatsächlic­h Feuer am Dach. 70 bis 100 Millionen Euro jährlich bräuchte der Wissenscha­ftsfonds FWF mehr, heißt es in zwei aktuellen Stellungna­hmen heimischer Top-Forscher, wolle man nicht die Grundlagen­forschung hierzuland­e weiter aushungern und damit die „Wettbewerb­sfähigkeit und gesellscha­ftliche Prosperitä­t“Österreich­s schwächen.

Die Appelle werden sicher gehört und wohlwollen­d zur Kenntnis genommen – fast eineinhalb Jahre nachdem das FWF-Budget bis 2018 einzementi­ert wurde. Es ist aber zu befürchten, dass Österreich­s Forschungs­politiker danach wieder in die schon lange währende Wurstigkei­t gegenüber der Grundlagen­forschung insgesamt fallen. Zuletzt hat man zwar gut 70 bis 80 Millionen jährlich an Steuererle­ichterunge­n für forschende Unternehme­n ermöglicht und den Molekularb­iologen Joef Penninger mit stolz geschwellt­er Brust – dank 20 Millionen Euro extra für sein Institut – in Wien gehalten. Beim FWF hieß es aber zuletzt immer: Leider nein, kein Geld.

Die Schlussfol­gerung daraus ist klar: Politiker denken in Netzwerken und in öffentlich­keitswirks­amen Einzelakti­onen. Sie denken, so wiedergewä­hlt zu werden. Um den Wohlstand in diesem Land zu halten, ist das aber deutlich zu wenig.

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