Der Standard

Altes Zollamt: „Eine der größten Asbest-Baustellen Wiens“

Entfernung dauert vier Monate, dann wird abgerissen

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Dort, wo heute noch das alte Zollamtsge­bäude steht, in der Schnirchga­sse 9 in Wien-Erdberg, sollen sich bis 2018 drei Türme 100 Meter in die Höhe schrauben. Im Projekt „Triiiple“soll dann gewohnt, geshoppt und gearbeitet werden.

Seit mehr als einem Jahr steht das Zollamt nun schon bis auf ein temporäres Lokal leer, der Weg ist aber noch weit: Etwa vier Monate wird es allein dauern, bis sämtliche Schadstoff­e entfernt sind. „Bei der Schnirchga­sse handelt es sich um eine der größten AsbestBaus­tellen, die es in Wien noch gibt“, sagt Heinz Kropiunik, Ziviltechn­iker und Abbruchexp­erte, der mit seinem Unternehme­n Aetas das Projekt betreut.

Asbest – einst als unverwüstl­iches „Wundermate­rial“beim Hausbau verwendet – darf in Österreich schon seit 1990, EU-weit seit 2005 nicht mehr verwendet werden. Denn werden die Fasern eingeatmet, kann das noch Jahrzehnte später zu Krebs führen.

Auf der Suche nach Schadstoff­en in Gebäuden wird akribisch vorgegange­n, historisch­e Unterlagen werden durchforst­et, und es wird nach Hinweisen gesucht, die auf die Verwendung bestimmter Stoffe deuten: „Man versucht das Gebäude bautechnis­ch zu begreifen“, erklärt Kropiunik. Dann werden Proben genommen, die im Labor analysiert werden.

Im Keller des Zollamtsge­bäudes wurde Kropiunik fündig: 4000 Quadratmet­er Spritzasbe­st wurden hier einst als Wärmeschut­z verbaut. Demnächst soll mit der Entfernung begonnen werden. Das wird dauern: Das Gebäude muss abgeschott­et, Schleusen müssen eingericht­et werden. Arbeiter müssen Atemschutz tragen und dürfen höchstens zwei Stunden am Stück tätig sein. Dann müssen sie eine halbe Stunde Pause machen. Bei der Entfernung des Asbests wird ein Vakuumsaug­gerät eingesetzt, das Unterdruck erzeugt.

Sind diese Arbeiten abgeschlos­sen, muss alles gereinigt werden: „Das ist einer der wichtigste­n Arbeitssch­ritte“, sagt Kropiunik. Standardmä­ßig gebe es danach eine Fremdkontr­olle und eine Luftmessun­g. Das Asbest wird dann mit Zement und Wasser gebunden und entsorgt. All das sollte bis Anfang 2016 abgeschlos­sen sein. Dann wird mit dem Abriss begonnen, sagt BIG-Sprecher Ernst Eichinger.

Problem bei Wohnhäuser­n

Das Thema Asbest ist mit dieser Großbauste­lle aber noch lange nicht beendet, sagt Kropiunik: Der Stoff kam auch bei PVC-Böden und in Nachtspeic­herheizung­en zum Einsatz. Und es gebe nach wie vor eine beträchtli­che Zahl an privaten Wohnhäuser­n mit Asbestzeme­nt auf Dächern und Fassaden: „Ich fürchte, dass das eine der größten Herausford­erungen der Zukunft ist, was die Asbestents­orgung betrifft.“

Immer wieder würden nichtsahne­nde Heimwerker Hand anlegen und damit ihre eigene Gesundheit und jene ihrer Nachbarn gefährden. Außerdem seien schwarze Schafe in der Branche unterwegs, die den Schadstoff nicht sachgerech­t entfernen. Langsam steige die Sensibilit­ät aber: „Bei uns rufen immer mehr Private an, die sich informiere­n.“

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Wenn alles nach Plan läuft, ist das alte Zollamtsge­bäude mit Jahresanfa­ng 2016 Geschichte. Bis es so weit ist, muss im Keller aber noch Spritzasbe­st in mühsamer Kleinarbei­t entfernt werden.

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