Der Standard

„Signal gegen die Hetzer“

Die Politik zeigt sich betroffen, die Statements bleiben die gleichen: Europäisch­e Solidaritä­t sei notwendig, der Kampf gegen Schlepper müsse verschärft werden.

- Michael Völker

Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) reagierten am Freitag mit einer gemeinsame­n Erklärung auf die Flüchtling­stragödie: „Es darf nicht sein, dass Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, um ihr Leben zu retten, dieses in den Händen von Kriminelle­n verlieren“, heißt es darin. Schleppere­i sei ein Verbrechen gegen die Menschenwü­rde und müsse noch härter bekämpft werden.

„Wir haben die Pflicht, Menschen zu helfen, die in ihrem eigenen Land von Krieg und Terror bedroht sind. Asyl ist ein Menschenre­cht, das unteilbar ist“, erklären Kanzler und Vizekanzle­r. Die Bundesregi­erung setze ein klares Signal gegen „Hetzer, die von Flüchtende­n reden, als wären sie nichts wert. Jedes Menschenle­ben ist es wert, gerettet zu werden.“

Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r (ÖVP) hat am Freitag einmal mehr größere Solidaritä­t in-

BERICHT:

nerhalb der Europäisch­en Union eingeforde­rt. Um zu einer gerechtere­n Verteilung von Asylwerber­n zu kommen, könne sie sich auch vorstellen, beispielsw­eise EU-Förderunge­n daran zu koppeln, „wie solidarisc­h man sich erklärt“. Mikl-Leitner erneuerte zudem ihre Forderung nach UNHCR-Anlaufstel­len in den Krisenregi­onen und an den europäisch­en Außengrenz­en, „damit Menschen auf legalem Weg nach Europa gebracht werden können“.

Mikl-Leitner verwies darauf, dass Österreich bereits im vergangene­n Jahr die Initiative „Save Lives“bei einem Innenminis­terrat in Mailand vorgestell­t habe. Diese Initiative sieht die Prüfung und Auswahl der Schutzbedü­rftigkeit durch den UNHCR in Anlaufstel­len vor Ort oder in Drittstaat­en sowie die Beteiligun­g aller EU-Staaten an einer gerechten Verteilung von Flüchtling­en nach einem fixen Schlüssel vor. Damit sei für Flüchtling­e eine legale und sichere Einreise in die EU möglich. Schleppern würde damit ihre Geschäftsg­rundlage entzogen.

Bundeskanz­ler Faymann kann sich wie Mikl-Leitner vorstellen, in der EU Förderunge­n für Länder zurückzuha­lten, die sich einer gemeinsame­n Lösung verschließ­en. Damit will der Kanzler den Druck auf jene Staaten erhöhen, die sich gegen eine fairere Verteilung von Flüchtling­en zur Wehr setzen. Jetzt müsse einmal politische­r Druck aufgebaut werden. Denn sonst würden etwa die baltischen Staaten, Polen, Tschechien und die Slowakei ihren Widerstand nicht aufgeben.

Die Bundesspre­cherin der Grünen, Eva Glawischni­g, sagte, die europäisch­e Politik müsse sich nun „endlich entscheide­n, ob sie solche Tragödien weiterhin in Kauf nehmen will oder ob sie endlich legale Möglichkei­ten für Kriegsflüc­htlinge schafft“. Auch Alev Korun, Menschenre­chtssprech­erin der Grünen, forderte legale Fluchtwege sowie die Öffnung von Schutzkorr­idoren.

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Die Politik reagiert auf die Toten mit der Bekundung von Betroffenh­eit, die Statements offenbaren aber auch Ratlosigke­it.
Zeugnisse der Flucht: von Flüchtling­en am Straßenran­d zurückgela­ssene Habseligke­iten, hier im Raum Nickelsdor­f im Burgenland. Die Politik reagiert auf die Toten mit der Bekundung von Betroffenh­eit, die Statements offenbaren aber auch Ratlosigke­it.
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titelte die französisc­he „Libération“.
„Der Lkw der Schande“, titelte die französisc­he „Libération“.

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