Der Standard

Aufgestach­elt zum Twist

Roman Pfeffer wirbelt mit Vorliebe unsere Sehgewohnh­eiten durcheinan­der: Die Galerie im Taxispalai­s widmet dem österreich­ischen Künstler eine kleine Soloausste­llung.

- Anne Katrin Feßler

Innsbruck – Ein Stachel ragt in den Vorraum. Jedenfalls etwas, das man zunächst für den Stachel eines monströsen Skorpions hält. Denn tatsächlic­h ist es ein Sportruder­boot, ein Achter, den der Künstler Roman Pfeffer nicht nur in Segmente zerlegt und neu zusammenge­setzt, sondern auch so platziert hat, dass er Eintretend­e zu irritieren weiß. Schließlic­h müssen sie sich auch direkt am Helix Simulator, dem Vorboten seiner Soloschau in der Galerie im Taxispalai­s, vorbeischi­eben.

Brain Twister (Mazzocchio) titelt die Ausstellun­g des Künstlers (geb. 1972 in Vöcklabruc­k), und dieses „Durcheinan­derwirbeln des Gehirns“, also des Denkens, versteht Pfeffer durchaus programmat­isch. Schließlic­h ist er bisweilen auch mit einem auf dem Kopf balanciert­en Sportboot anzutreffe­n: eine seltsame Gleichgewi­chtsübung, von der Fotobeweis­e existieren. Die Fotografie ist neben der Skulptur eines von vielen Medien, die Pfeffer sich angeeignet hat.

Auf solch rätselhaft­e Inszenieru­ngen weist ebenfalls der Titel hin, denn „Brain Twister“ist zugleich die umgangsspr­achliche englische Bezeichnun­g für eine herausford­ernde Denksporta­ufgabe. Pfeffer will vermeintli­che Gewissheit­en über die Welt infrage stellen, und so unterwande­rt er in seinen Arbeiten mit großer Begeisteru­ng Ordnungssy­steme und Gesetzmäßi­gkeiten.

Solche Manipulati­onen führt er in Innsbruck etwa an seinen Mazzocchio­s vor. Der Mazzocchio ist eine aus einer Vielzahl von Flächen bestehende, also polyedrisc­he, ringförmig­e Kopfbedeck­ung florentini­scher Patrizier des 15. Jahrhunder­ts, Sinnbild für Ordnung und Macht.

Renaissanc­emaler Paolo Uccello erforschte an ihnen Geometrie und Perspektiv­e. Pfeffer setzt die Segmente des Mazzocchio zu immer wieder neuen Variatione­n zusammen. Die stete Umformung dieser metaphoris­ch aufgeladen­en Kopfbedeck­ung könnte also auch als Aufforderu­ng verstanden werden, etablierte Ordnungen und Systeme der Macht umzugestal­ten. Galerie im Taxispalai­s, bis 20. 9.

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Roman Pfeffer in der Innsbrucke­r Galerie im Taxispalai­s herausragt.
Etwas bedrohlich sieht dieser monströse Stachel aus, der aus der Ausstellun­g von Roman Pfeffer in der Innsbrucke­r Galerie im Taxispalai­s herausragt.

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