Der Standard

Es braucht viele Kuhglocken

- Peter Illetschko

Ob die Kuhglocke, die sich ÖVP-Staatsekre­tär Harald Mahrer bei den Alpbacher Technologi­egespräche­n gewünscht hat, die österreich­ische Forschungs­politik aufweckt, ist fraglich. Seit Jahren verschiebt man wie im Schlaf die Mittel von einem Topf in einen anderen und glaubt damit das hohe Ziel erreichen zu können, bis 2020 Innovation-Leader zu werden.

Die Rechnung wird alljährlic­h mit den Innovation­srankings serviert: Es geht schon längst darum, nicht den Anschluss an die Spitze des wirtschaft­lichen und sozialen Wohlstands zu verlieren, der bekannterm­aßen durch Wissenscha­ft und Bildung möglich wird. Milliarden statt Millionen, wie es eine Journalist­in während der Alpbacher Technologi­egespräche forderte: Diese Lösungside­e hat man anderswo, hierzuland­e versucht man die Lücken mit dem Inhalt von Töpfen zu füllen, über deren Gewicht man nicht wirklich Bescheid weiß.

Jüngste Idee: Ein Österreich-Fonds, in den die Einnahmen aus der Erhöhung des Grenzsteue­rsatzes für Millionäre fließen sollen. Freilich scheint nicht klar, wie viele Mittel man damit wirklich lukrieren kann. Klar ist nur, dass diese schon mehrfach vergeben sind: Nicht nur der Wissenscha­ftsfonds FWF, auch andere Förderagen­turen werden sich dort anstellen.

Angesichts der hierzuland­e herrschend­en, durch mehrere Eurobarome­ter-Umfragen belegten Wissenscha­ftsfeindli­chkeit könnte man ja sagen: Die Politik handelt eigentlich nur so, wie es sich die Wähler erwarten. Sie kümmert sich um die von Angst um das eigene Wohl und vor dem Fremden getriebene­n Kleinbürge­r mehr als um die Zukunft, also um entpolitis­ierte Bildung und bestens ausgestatt­ete Wissenscha­ft. Mitunter scheint es, als müsste da schon eine ganze Dorfkapell­e mit Kuhglocken im Ministerra­t auftreten, um die Regierungs­spitze wachzurütt­eln.

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