Kopf des Tages
Anti-Piëch aus Oberösterreich kontrolliert VW
Der Linzer Hans Dieter Pötsch, bisher Finanzvorstand von VW, folgt auf Ferdinand Piëch an der Spitze des Aufsichtsrats.
Es bleibt bei Volkswagen diesmal nicht in der Familie, aber doch immerhin im Land. An der Spitze des Aufsichtsrats bei Volkswagen folgt nämlich auf den Österreicher Ferdinand Piëch der Österreicher Hans Dieter Pötsch. Ab November wird der VW-Finanzvorstand Chefkontrolleur bei Europas größtem Autobauer. Diesen Job hatte bis zum Frühjahr Piëch inne, er trat aber zurück, nachdem er den Machtkampf gegen VWChef Martin Winterkorn verloren hatte.
Der derzeitige VWAufsichtsratschef, ExIG-Metall-Chef Berthold Huber, war von Anfang an nur als Interimslösung gedacht. „Herr Pötsch zeichnet sich durch strategische Weitsicht, tiefe Kenntnisse der Automobilindustrie und große Expertise an den Finanzmärkten aus“, lobte dieser den gebürtigen Oberösterreicher (aus St. Martin bei Traun), als VW die Personalie bekanntgab.
So wie Huber denken viele im Konzern. Pötsch, der sich selbst als „Autofan“bezeichnet, gilt als versierter und erfahrener Mann der Zahlen. Er studierte an der Technischen Hochschule Darmstadt und begann 1979 beim Autobauer BMW, wo er zum Hauptabteilungsleiter „Konzerncontrolling im Zentralen Controlling“aufstieg.
Bevor er 2003 dann als Finanzvorstand zu VW kam, arbeitete er noch für die Trumpf GmbH, einen Maschinenbau- und Industrielaserhersteller in Ditzingen bei Stuttgart, bei dem Industriemaschinenhersteller Traub AG und als Vorstandsvorsitzender bei dem Maschinenbauer Dürr AG.
In seiner Zeit als Finanzvorstand bei Volkswagen erfolgte dort die Übernahme von Scania, MAN und Porsche. Seit 2009 ist Pötsch auch Finanzchef des Stuttgarter Sportwagenbauers, bei dem er das Schuldenloch in ein zwei Milliarden Euro dickes Finanzpolster verwandelte.
Als Vorzug, erst recht nach der Ära Piëch, wird auch Pötschs besonnene Art gesehen. Der hochgewachsene 64Jährige ist ruhig, sachlich, vielmehr Teamplayer als Alphatier. Privat mag er Fußball, Kunst und Wandern, er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Vor einiger Zeit war Pötsch auch als Nachfolger für VW-Chef Martin Winterkorn im Gespräch. Doch Winterkorns Vertrag soll nun bis 2018 verlängert werden. Damit tritt für Pötsch folgende Situation ein: Als Aufsichtsratschef kontrolliert er Winterkorn, der in den vergangenen Jahren sein Chef war.
Oder anders ausgedrückt: Das Team Winterkorn/Pötsch fährt mit Vollgas weiter, Piëch aber sitzt nicht mehr am Steuer.