Deutschsprachige Kantone setzen auf Kompetenzen
Der „Lehrplan 21“vereinheitlicht Lernziele
In der Schweiz ist, wie so vieles, auch das Bildungswesen kantonal geregelt. Umso bemerkenswerter ist, dass sich die 21 Kantone der deutschsprachigen Schweiz im letzten Herbst auf einen gemeinsamen Lehrplan geeinigt haben.
Dieser „Lehrplan 21“soll nun Schritt für Schritt bis 2018 in allen beteiligten Kantonen umgesetzt werden und damit den Familien mit schulpflichtigen Kindern den Umzug von einem Kanton in den anderen erleichtern.
Dabei hat man nicht nur die einzelnen kantonalen Lehrpläne harmonisiert: „Der ,Lehrplan 21‘ ist ein großer Schritt vorwärts“, sagt Beat Zemp, der Vorsitzende des Schweizer Lehrer-Dachverbandes LCH. „Wir haben nun einen Plan für die gesamte Schullaufbahn, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe; die Brüche beim Übergang von einer Stufe in die nächste fallen weg.“
Statt Wissen auswendig zu lernen und Lernziele zu erreichen, geht es nun – wie bei den neuen Bildungsstandards in Österreich (siehe Artikel links) – um Kompetenzen, die von den Schulkindern erarbeiten werden sollen. Zu den bisherigen kommen neue Lerninhalte hinzu: Medien und Informatik oder berufliche Orientierung werden aufgewertet. Der Umgang mit Geld und die Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge sollen vermittelt werden und die ge- samte Bildung unter das Motto der nachhaltigen Entwicklung gestellt werden.
„Es wird vermehrt fächerübergreifend gearbeitet. Fast jedes Thema hat soziale, ökologische oder ökonomische Aspekte, die betrachtet werden können“, sagt Zemp, dessen Verband die Einführung des neuen Lehrplans befürwortet, obwohl es an der Basis, bei den Lehrerinnen und Lehrern, auch kritische Stimmen gibt.
Kritik von Konservativen
Das weiß auch Christian Amsler. Der liberale Regierungsrat aus dem Kanton Schaffhausen hat die Erarbeitung des neuen Lehrplans geleitet und festgestellt, dass die neue Kompetenz-Orientierung in konservativen Kreisen nicht gut angekommen ist. „Viele befürchteten, es werde künftig zu wenig Wissen vermittelt und die Bildungsinhalte würden allzu beliebig. Das stimmt aber nicht: Kompetenz bedeutet, etwas zu wissen und sein Wissen auch anwenden zu können.“
Die Kritik an der „Zentralisierung“des Bildungswesens kontert Amsler mit der Feststellung, dass der „Lehrplan 21“den einzelnen Kantonen einigen Spielraum bei der Ausgestaltung lasse. Der augenfälligste Unterschied ist, dass auch künftig nicht in jedem Deutschschweizer Kanton dieselben Fremdsprachen gelehrt werden. In der Ost- und Zentralschweiz wird als Erstes Englisch gelehrt, im Westen Französisch.