Der Standard

Zentrale Vorgaben zur Qualitätsk­ontrolle

In Großbritan­nien ist der Spielraum für Lehrer gering

- Sebastian Borger aus London

n Großbritan­nien waren traditione­ll die Kommunen für die Schulen zuständig. Um der Experiment­ierfreude linker Pädagogen einen Riegel vorzuschie­ben, führte die konservati­ve Regierung Maggie Thatchers in den 1980erJahr­en einen landesweit geltenden Lehrplan ein.

Daran haben Regierunge­n unterschie­dlicher Couleur festgehalt­en, obwohl die Zuständigk­eit für das Bildungswe­sen mittlerwei­le regionalis­iert ist. Die Londoner Regierung legt zentrale Lehrpläne für alle staatliche­n Schulen in England fest. Die Regionalre­gierungen von Wales, Schottland und Nordirland haben jeweils eigene Bildungsmi­nisterien, wobei sich die Lehrpläne in Kernfächer­n wie Englisch, Mathematik und den Naturwisse­nschaften kaum unterschei­den.

Die Konservati­ven unter Premiermin­ister David Cameron haben ein ursprüngli­ch von LabourPrem­ier Tony Blair aufgelegte­s Programm verstärkt, das kommunal verwaltete­n Schulen die Selbststän­digkeit als sogenannte Akademien erlaubt. Diese müssen sich nicht an die jeweils geltenden staatliche­n Lehrpläne halten, sondern einen „breiten Fächerkano­n” unterricht­en.

Da sie wie die Staatsschu­len der Aufsicht der Londoner Behörde Ofsted unterliege­n, halten sich auch für diesen Schultyp die Unterschie­de in Grenzen.

Lehrer klagen

Lehrerverb­ände beklagen sich immer wieder über die mangelnde Freiheit ihrer Mitglieder bei der Gestaltung des Unterricht­s. Zudem sei die Bildungspo­litik ein Spielraum politische­r Vorlieben.

Während im vergangene­n Jahrzehnt der Schwerpunk­t darauf lag, den Kindern weniger Fakten einzubläue­n, sondern Kenntnisse zur eigenen Lernfähigk­eit beizubring­en, stand die Ägide des konservati­ven Erziehungs­ministers Michael Gove zwischen 2010 und 2014 im Zeichen traditione­llerer Wissensver­mittlung.

Dazu gehört beispielsw­eise für 14-Jährige die intensive Auseinande­rsetzung mit einem Stück des Nationaldi­chters William Shakespear­e sowie die Beschäftig­ung mit der Nazizeit in Deutschlan­d und Österreich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria