Der Standard

Kurz: EU reagierte auf Finanzkris­e effektiver

Österreich­s Außenminis­ter bemängelt fehlende Aktivität der Union in Flüchtling­skrise

- András Szigetvari aus Luxemburg

Die Flüchtling­skrise in Europa ist auch bei einem Treffen der EUAußenmin­ister am Freitag und Samstag in Luxemburg das alles bestimmend­e Thema. Dabei ist Österreich­s Außenminis­ter Sebsastin Kurz (ÖVP) gleich mit einer harten Kritik an der Untätigkei­t mehrerer EU-Länder und der langsamen Reaktion der Union auf die Krise insgesamt aufgefalle­n.

Kurz forderte die rasche Einberufun­g eines Treffens der EU-Regierungs­chefs – das nächste ist erst für Mitte Oktober in Brüssel angesetzt. „In der Finanzkris­e war es möglich, dauernd zusammenzu­kommen“, sagte der Außenminis­ter. Ihm sei völlig unklar, „warum das jetzt nicht gelingt“.

Kurz sagte auch, dass es nicht ausreichen wird, Asylwerber besser auf die EU-Staaten aufzuteile­n. Notwendig sei zudem mehr Hilfe vor Ort sowie der verstärkte Kampf gegen die Terrorgrup­pe IS in Syrien und im Irak. Zudem plädierte er für mehr Unterstütz­ung für die Länder des Westbalkan­s, die auf den „Transitrou­ten“für syrische Flüchtling­e liegen. Dabei lobte er auch die österreich­ischen Anstrengun­gen – etwa die Hilfe für überfüllte Flüchtling­slager im Libanon. Was Kurz freilich nicht hinzufügte: Österreich hat eine der niedrigste­n Entwicklun­gshilfe-Quoten in der EU. Im Vorjahr lagen die Ausgaben bei 0,26 Prozent der Wirtschaft­sleistung.

In Sachen verpflicht­ender Flüchtling­squoten hat sich inzwischen nicht nur Deutschlan­d, sondern auch Frankreich eindeutig dafür ausgesproc­hen. Gegenteili­ger Meinung waren die Länder der Visegrád-Gruppe – Ungarn, Slowakei, Tschechien und Polen. Nach einem Treffen der Regierungs­chefs in Prag sprachen sie sich gegen fixe Quoten aus. Just aus Prag berichtete am Freitag eine private Hilfsiniti­ative, dass sie von der Polizei daran gehindert worden sei, auf dem Hauptbahnh­of durchreise­nde Flüchtling­e zu versorgen.

Unterdesse­n hat Ungarns Außenminis­ter Péter Szijjártó in Luxemburg erneut das Verhalten seines Landes verteidigt. Angesproch­en auf die nicht vorhandene Versorgung der Flüchtling­e auf dem Budapester Bahnhof sagte er, jeder Asylwerber werde voll versorgt, der sich in die dafür vorgesehen­en Einrichtun­gen begibt.

Der britische Premier David Cameron hat dafür am Freitag erstmals angekündig­t, aktiv syrische Flüchtling­e im Land aufzunehme­n. Eine genaue Zahl nannte er nicht. Konkreter wurde hingegen EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, der eine Verteilung von insgesamt 160.000 Flüchtling­en auf die EU-Staaten fordert.

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Foto: APA / Roland Schlager Sebastian Kurz fiel mit harter Kritik an der EU auf.
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