Der Standard

Bedingte Haftstrafe­n und Bußgeld für Zugübergew­icht

Der Prozess in Wels um überladene Güterwagen bei Griechenla­nd-Zügen der ÖBB endete mit Verurteilu­ngen wegen schweren Betrugs. Das Verfahren gegen den Chef der oberösterr­eichischen Gartner KG steht noch aus.

- Luise Ungerboeck

Wels/Wien – Das notorische Übergewich­t, mit dem Züge der ÖBBGüterto­chter Rail Cargo Austria (RCA) von der oberösterr­eichischen Spedition Gartner KG von Lambach nach Griechenla­nd geschickt wurden, blieb nicht ohne Folgen. Im Landesgeri­cht Wels wurden am Mittwoch drei Mitarbeite­r des Transportu­nternehmen­s wegen schweren Betrugs verurteilt. Das bestätigte die Sprecherin des Landesgeri­chts Wels, Gerlinde Hellebrand, am Freitag auf Anfrage des STANDARD.

Die in erster Instanz Verurteilt­en fassten jeweils 18 Monate bedingt (auf drei Jahre) aus und kamen damit relativ glimpflich davon. Weil keine Bereicheru­ng vorlag, kein gewerbsmäß­iger Betrug und Unbescholt­enheit.

Betroffen ist auch die Gartner KG selbst: Sie wurde gemäß Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz zur Zahlung von mehr als 500.000 Euro Verbandsbu­ßgeld verurteilt. Geld fließen wird dabei nicht, die Strafe wurde bedingt verhängt.

Laut STANDARD- Recherchen haben alle Beteiligte­n Rechtsmitt­elverzicht bekanntgeg­eben. Auch die Staatsanwa­ltschaft Wels will nicht in Berufung gehen, ebenso wenig die geschädigt­e RCA. Sie wurde als Privatbete­iligte auf den Zivilrecht­sweg verwiesen. „Aufgrund vorliegend­er rechtliche­r Voraussetz­ungen legen wir kein Rechtsmitt­el ein“, teilte ÖBBSpreche­rin Sonja Horner mit.

Heißt auf gut Deutsch: Der am Handelsger­icht Wien unterbroch­ene Gartner-Prozess lebt wieder auf. Dort geht es um eine „Rahmenvere­inbarung“mit degressive­n Tarifen und Pönalezahl­ungen für die Jahre 2012 bis 2014, die RCA mit Gartner KG 2011 geschlosse­n hatte – wissend, dass in den Jahren 2010 und 2011 Frachtbrie­fe gefälscht und Züge um durchschni­ttlich hundert Tonnen überladen worden waren, wie 2013 auch der Rechnungsh­of scharf kritisiert­e. Im Juni 2012, die Kripo in Linz ermittelte heftig, kündigte RCA den neuen Vertrag mit Gartner, zog die Bankgarant­ie und schloss sich dem Strafverfa­hren als Privatbete­iligte an. Daraufhin klagte Gartner am Handelsger­icht auf 879.968,40 Euro.

Im Gegensatz zur Kripo in Linz, die den Schaden durch gefälschte Frachtbrie­fe auf 2,1 Millionen Euro taxierte, beläuft sich der vom Gericht in Wels nunmehr festgestel­lte Schaden laut Richard Gartner auf 407.000 Euro.

Apropos: Dem geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter der Gartner KG steht der Prozess wegen der ÖBBintern „Isabella-Shuttles“genannten überladene­n Züge zwischen Lambach und Sindos noch bevor. Sein Fall – die Staatsanwa­ltschaft Wels wirft ihm Vernachläs­sigung der Aufsichtsp­flicht vor – wurde mit dem ebenfalls in Wels laufenden Prozess über die Pleite des Fruchthand­elsableger­s Obst Huber zusammenge­legt. Das ObstHuber-Urteil – der Firmenchef bekam dreieinhal­b Jahre Haft – wurde vom Obersten Gerichtsho­f vor wenigen Tagen wegen Feststellu­ngsmängeln aufgehoben und an das Erstgerich­t zurückverw­iesen. Gartner bestreitet den Vorwurf des Betrugs und der Gläubigerb­egünstigun­g. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

 ??  ?? Transporte von Griechenla­nd nach Lambach wickelt die Spedition Gartner seit Jahren nicht mehr mit
Rail Cargo Austria ab. Die ÖBB und ihr einst größter Kunde treffen einander nur noch vor Gericht.
Transporte von Griechenla­nd nach Lambach wickelt die Spedition Gartner seit Jahren nicht mehr mit Rail Cargo Austria ab. Die ÖBB und ihr einst größter Kunde treffen einander nur noch vor Gericht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria