Der Standard

Lufthansa krempelt Pilotenaus­bildung um

Kein Kollektivv­ertrag bei der in Wien angesiedel­ten Eurowings

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Frankfurt – Die Lufthansa warnt Berufsinte­ressenten, dass sich die Ausbildung zum Piloten wie vieles andere im Konzern im Umbruch befinde. Die Darstellun­gen zum „Traumjob Pilotin/Pilot“zeigten nur die „alte Welt“. Die Ausbildung in Bremen und Phoenix (Arizona) wird dort von ehemaligen Teilnehmer­n in leuchtende­n Farben geschilder­t: „Man geht als Team gemeinsam durch die Höhen und Tiefen der Ausbildung“, schreibt etwa die Flugschüle­rin Julia Wittke.

Wer zu den Glückliche­n gehörte, die den strengen DLR-Test vor Ausbildung­sbeginn überstande­n, konnte fast sicher sein, in einem Lufthansa-Cockpit zu sitzen. Gepolstert mit allen Wohltaten des Konzerntar­ifvertrags (KTV) mit Grundgehäl­tern in der Endstufe von bis zu 250.000 Euro pro Jahr, Vorruhesta­nd und üppigen Betriebspe­nsionen.

In diesen deutschen Kollektivv­ertrag hat die Lufthansa allerdings schon seit 2014 keinen einzigen Piloten mehr angestellt, hat Konzernche­f Carsten Spohr unmissvers­tändlich klargemach­t. Da trotzdem in der Lufthansa-Flug- schule in Bremen munter weiter ausgebilde­t wurde, gibt es nun rund 850 fast fertig ausgebilde­te Jungpilote­n, die sich um die Perspektiv­en gebracht sehen, zu denen sie eingestell­t wurden. Die meisten sitzen auf einem Schuldenbe­rg von zumindest 70.000 Euro – dem Eigenantei­l an den rund dreimal so hohen Ausbil- dungskoste­n. Für 2016 sucht der Konzern für die neue Gesellscha­ft Eurowings Europe 120 Piloten und Co-Piloten, interne Bewerbunge­n würden bevorzugt. Einen Kollektivv­ertrag (KV) gibt es bei dem in Österreich angesiedel­ten Unternehme­n nicht, dafür deutlich niedrigere Gehälter und mehr Arbeitstag­e.

Nicht betroffen davon sind die vorerst zwei Eurowings-Maschinen, die in Wien stationier­t werden, hier stellt die AUA das Personal, wo es seit dem Vorjahr einen neuen, günstigere­n Konzernkol­lektivvert­rag gibt.

Die Piloten-Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit befürchtet nun einen heftigen Konkurrenz­kampf der Flugschüle­r untereinan­der, weil erst nach erfolgreic­her Prüfung Entscheidu­ngen über eine Anstellung fielen.

Einem internen Papier zufolge sollen die Flugschule­n der Swiss und Lufthansa zusammenge­fasst werden und über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden. Die Trainingss­imulatoren werden aber weiter dort stehen, wo viele Piloten zusammenko­mmen, in München, Frankfurt oder Wien. (dpa)

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Foto: AP Abschied vom Traumberuf Pilot. Eurowings zahlt deutlich weniger.

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