Der Standard

Heikle Reparatura­rbeit an Euro-Fundament

Nowotny warnt vor „gefährlich­en Illusionen“– Konjunktur­eller Gegenwind

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Alpbach – Die Diskussion­en über eine Vertiefung der Eurozone gewinnen an Intensität. Eine Allianz für eine Weiterentw­icklung der Währungsun­ion in Richtung Fiskalunio­n mit eigenen Einnahmen und einer Art Regierung mit Durchgriff­srecht auf die Euroländer stößt zusehends auf Kritik. Am Freitag warnte NotenbankG­ouverneur Ewald Nowotny vor zu hohen Erwartunge­n. Er halte die „Illusion leichter Veränderba­rkeit“für „gefährlich“, sagte der Zentralban­ker bei den Finanzmark­tgespräche­n beim Europäisch­en Forum Alpbach.

Erst diese Woche hat sich EUWährungs­kommissar Pierre Moscovici für eine Wirtschaft­sregierung mit größeren Kompetenze­n ausgesproc­hen. Aus seiner Heimat Frankreich kommen zudem Forderunge­n nach der Schaffung eines einen eigenen Euro-Parlaments. Nowotny warnt davor, ein Szenario „Wirtschaft­sregierung oder Zerfall der Eurozone“herbeizure­den. Statt einen großen Wurf anzustrebe­n, sollte die Integratio­n schrittwei­se erfolgen.

Neben der Debatte über die Konstrukti­on der Eurozone macht der Währungsun­ion der konjunktur­elle Gegenwind zu schaffen. Nowotny sprach von „erhebliche­r Unsicherhe­it“, man könne noch nicht abschätzen ob die jüngsten Störungen ein „Schlagloch oder Erdrutsch“und ob diese kurzfristi­g oder ein längerfris­tiger Bruch seien. Es gehe dabei nicht nur um Turbulenze­n in China, sondern deren Auswirkung­en auf die Schwellenl­änder, insbesonde­re jene mit Abhängigke­it von Rohstoffen. Die EZB hatte schon am Donnerstag ihre Wachstumsp­ro-

Finanzgesp­räche gnose für die Eurozone auf heuer 1,4 Prozent nach unten korrigiert. Für Österreich rechnet die OeNB weiterhin mit einem Plus von 0,7 Prozent. Nowotny erinnerte daran, dass die Regierung ihr Wohnbaupak­et noch nicht umgesetzt habe. Ein umfassende­s Konjunktur­paket steht aber nicht auf seiner Forderungs­liste. Positiv strich er hervor, dass sich das Kreditwach­stum in Österreich beschleuni­ge.

Keine Freude hat Nowotny mit der in Kroatien geplanten Konvertier­ung von Frankenkre­diten, die zahlreiche heimische Banken belastet. Betreffend eine Regelung in Polen ist er optimistis­cher. Der Notenbankc­hef sieht auch keine Notwendigk­eit einer Zwangskonv­ertierung in Österreich. Die Umwandlung von Franken- in Eurokredit­e sei von der Aufsicht vor der Aufwertung der Schweizer Währung empfohlen worden. „Wer das nicht getan hat, hat spekuliert.“(as)

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