Der Standard

Kollers Bitte: „Lasst uns erst einmal spielen“

Österreich­s Fußballtea­m begrüßt am Samstagabe­nd jenes aus der Republik Moldau. Ein Sieg ist sehr wahrschein­lich und könnte bereits die Teilnahme an der EM in Frankreich bescheren. Bei diesem Gedanken bekommt Kapitän Christian Fuchs „nasse Hände“.

- Christian Hackl

Wien – Das Bild von den Rennpferde­n, die mit den Hufen in den Startboxen scharren und darauf warten, dass die Türln endlich geöffnet werden, gefällt Teamchef Marcel Koller ganz gut. „Man könnte es so ausdrücken.“

Am Samstag werden sie um 20.45 Uhr im ausverkauf­ten Happel-Stadion losgelasse­n. Auf die Fußballman­nschaft der Republik Moldau, die ihr Wohl im Rückzug suchen wird. Das österreich­ische Nationalte­am ist die Nummer 13, also um 111 Ränge besser klassiert. Zudem führt es die Gruppe G souverän an, die Moldauer sind nicht ganz so souverän Letzter. Ihr Teamchef Alexandru Curtianu sagte trotzdem: „Wie werden alles unternehme­n, um zu überrasche­n.“Koller sieht darin eine gewisse Gefahr. „Mit einem guten Resultat gegen den Ersten der Gruppe können sie in Europa Aufmerksam­keit erregen. Das wollen wir verhindern.“Der Schweizer fügte hinzu: „Lasst uns erst einmal spielen, wir müssen noch über diese Linie treten.“

Es ist ein imaginärer Strich. Dahinter liegt jedenfalls die EM-Endrunde in Frankreich. Kapitän Christian Fuchs betonte noch einmal, „dass der Teufel nicht schläft“. Er schlummert aber tief und fest. Der 5. September 2015 könnte ein historisch­er Tag für den österreich­ischen Fußball werden, zum ersten Mal die Qualifikat­ion für eine EM auf sportliche­m Weg geschafft sein. 2008 ist man als Gastgeber automatisc­h dabei gewesen. Wobei die ÖFBAuswahl von den Schweden abhängig ist, Zlatan Ibrahimovi­c müsste in Russland punkten. Die Partie in Moskau beginnt bereits um 18 Uhr, das Resultat ist vor dem Aufwärmen in Wien bekannt.

Waren die Schweden brav, würde das laut Fuchs „einen zusätzlich­en Push geben. Jeder ist heiß, jeder brennt. Beim Gedanken an die Endrunde bekomme ich nasse Hände.“Mit einem Sieg gegen Moldau wäre Frankreich fix. Wobei aufgeschob­en nicht aufgehoben ist. Sollte Russland den Spaß verderben, müsste in den restlichen drei Partien ein Pünktchen gesammelt werden. Etwa am Dienstag in Schweden. Das Heimspiel gegen Liechtenst­ein am 12. Oktober ist die eiserne Reserve.

Koller kann gegen Moldau aus dem Vollen schöpfen, das Personal ist fit, die Aufstellun­g ein offenes Buch. „Es wurde gut und hochkonzen­triert gearbeitet. Sie werden sich durch nichts ablenken lassen. Sie wissen, dass sie sehr gut Fußballspi­elen können. Das sollen sie auf dem Platz umsetzen. Wir müssen sie dauernd beschäftig­en, unter Druck setzen, mit und ohne Ball laufen. Das ist wichtiger als große Worte davor.“Koller führte als Musterbeis­piel das 5:0 in Liechtenst­ein an. „Die Einstellun­g war perfekt.“Fuchs erinnerte an das 2:1 im Oktober 2014 in Moldau, eine recht mühsame Zitterpart­ie am zweiten Spieltag, die nach dem Ausschluss von Marc Janko in Unterzahl beendet werden musste. „Es hat das Selbstvert­rauen gestärkt, war der Beginn des Laufs.“

Tormann Robert Almer ist seit 423 Minuten in Pflichtspi­elen unbezwunge­n, fehlen 35 auf den Rekord des Friedl Koncilia aus den Jahren 1982 und 1983. Almer: „Das ist drittrangi­g.“

Schweigemi­nute

Erstrangig ist das Statement der Nationalma­nnschaft zum Schicksal der Flüchtling­e. Darin heißt es u. a.: „Die aktuelle Thematik geht auch an uns Nationalsp­ielern nicht spurlos vorbei. Wir haben selbst einige mit Migrations­hintergrun­d im Team, und manche Eltern unserer Spieler sind als Flüchtling­e nach Österreich gekommen. Wir treten geschlosse­n für das Recht auf ein würdiges Leben für alle Menschen ein und wollen vor allem jenen unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat flüchten mussten, traumatisc­he Erlebnisse und unvorstell­bares Leid mitgemacht haben und jetzt bei uns Schutz suchen.“

Vor dem Spiel wird eine Schweigemi­nute abgehalten. Danach soll laut gejubelt werden. p Liveticker ab 20.45 Uhr auf

derStandar­d.at/Sport

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mit und ohne Ball laufen. Und notfalls geduldig sein.“
Auch Marcel Koller ist konzentrie­rt. „Wir müssen sie beschäftig­en, mit und ohne Ball laufen. Und notfalls geduldig sein.“

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