Island bleibt aus dem Häuschen
Die Inselkicker siegten in den Niederlanden 1:0 und sind praktisch in Frankreich
Amsterdam – Islands Fußballmärchen geht weiter. Die Kicker von der 328.000-Einwohner-Insel im Nordatlantik stehen unmittelbar vor ihrer ersten Teilnahme an einer EM oder WM. Sie fügten den favorisierten Niederländern am Donnerstagabend mit 1:0 eine Heimniederlage zu. Goldtorschütze Gylfi Sigurdsson sprach von einem „gewaltigen Schritt“in Richtung EM-Endrunde 2016 in Frankreich.
Sechs Siege aus sieben Qualifikationsspielen haben die Isländer eingefahren. Mit einem siebenten Erfolg am Sonntag zu Hause in Reykjavik gegen Außenseiter Kasachstan wäre das EM-Ticket endgültig in der Tasche. Die Kasachen haben erst einen Punkt geholt. „Wir müssen ruhig bleiben und den Job zu Ende bringen“, sagte Sigurdsson, der in England bei Swansea City sein Geld verdient.
Die Euphorie auf der sportverrückten Insel ist gewaltig. Das 15.000 Zuschauer fassende Stadion Laugardalsvöllur hätte für Sonntag mehrmals gefüllt werden können. Die bisherigen Heimspiele gegen die höher eingeschätzten Teams aus der Türkei (3:0), den Niederlanden (2:0) und Tschechien (2:1) haben die Isländer allesamt gewonnen.
Selbst nach Amsterdam wurden die Inselkicker von 3000 Fans begleitet, das entspricht fast einem Prozent der Gesamtbevöl- kerung. „Das ist der größte Erfolg unserer Fußballgeschichte“, sagte Ko-Trainer Heimir Hallgrimsson, der das Team gemeinsam mit dem Schweden Lars Lagerbäck betreut, nach Spielende. „Wir schweben alle auf Wolke sieben.“
Die Niederländer wiederum müssen sich ernsthafte Sorgen um die EM-Teilnahme machen. Die beiden Fixtickets in Gruppe A scheinen bei acht beziehungsweise sechs Punkten Rückstand auf Island und Tschechien drei Runden vor Schluss außer Reichweite. Am Sonntag (18 Uhr) steigt das Spiel in der Türkei. Selbst das Playoff ist für den WM-Dritten in akuter Gefahr.
Auch der im Juli statt Guus Hiddink eingesetzte Bondscoach Danny Blind konnte das Ruder vorerst nicht herumreißen. „Sie waren gut organisiert, sehr gut strukturiert und schwer zu überwinden“, sagte der frühere Ajax-Kapitän über die Isländer. Schlüsselmoment sei der Ausschluss von Bruno Martins Indi wegen einer Tätlichkeit gewesen (33.). „Das war unglaublich unprofessionell“, kritisierte Blind seinen Verteidiger.
Dazu verloren die Niederländer vor der Pause auch Schlüsselspieler Arjen Robben. Der 31-Jährige von Bayern München, von Blind zum neuen Kapitän ernannt, wird aufgrund von Rückenschmerzen in der Türkei fehlen. „Das Schöne am Fußball ist, dass es immer noch eine kleine Chance gibt“, sagte Robben. (APA, red) p Alle Ergebnisse und Tabellen auf
derStandard.at/Sport