Der Standard

Qualitätsv­oll in die Ungewisshe­it

Die Haydn-Tage starten mit Dirigent Adam Fischer

- Stefan Ender

Eisenstadt – „Haydn macht glücklich!“Wie jedes Jahr beendet Walter Reicher seine kurze Ansprache im Schloss Esterházy zur Eröffnung der Haydn-Tage mit diesem optimistis­chen Statement. Neben Kulturmini­ster Ostermayer begrüßt der Langzeitin­tendant der Haydn-Festspiele auch die Vertreter der Gründungsm­itglieder, den burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Niessl und den Eisenstädt­er Bürgermeis­ter Steiner. Und, last, but not least, auch Stefan Ottrubay, den Geschäftsf­ührer der Esterházy-Betriebe.

Zwischen dem Schlossher­rn und den Haydn-Festspiele­n gab es seit Jahren Disharmoni­en, die Verlängeru­ng des Mietvertra­gs wollte nicht gelingen. Ein Auszug oder, härter formuliert: Ein Rauswurf der HaydnFests­piele ab 2017 ist nun fix. Da kann zur Ablenkung ein wenig klingende Aufmunteru­ng nicht schaden. Der musikalisc­he Glücksbrin­ger des Abends ist Adam Fischer. Der freundlich-rastlose Ungar gehört quasi mit zum Inventar der Festspiele, 1987 wurde unter seiner Mitwirkung die Österreich­isch-Ungarische HaydnPhilh­armonie gegründet, quasi das Hausorches­ter.

„Haydn & Schubert“lautet das Motto des diesjährig­en Festivals, und mit Haydn und Schubert wird natürlich auch eröffnet, und zwar mit den ersten beiden Symphonien des großen Melodikers aus der Nußdorfer Straße. Schon als 16-Jähriger hat sich Schubert in der Königsdisz­iplin der weltlichen Instrument­almusik versucht – mit Erfolg. Seine erste Symphonie D 82 ist ein homogenes Werk, das mit Abwechslun­gsreichtum und witzigen Details unterhält. Fischer und die Haydn-Philharmon­ie musizieren beherzt und feinfühlig, nur die vorlauten Trompeten hätte man sich hier unter einen Glassturz gewünscht.

Noch komplexer, packender, wirkungsvo­ller ist Schubert die 1815 vollendete Zweite geraten: Heftige dramatisch­e Ballungen ereignen sich in den Außensätze­n. Aber auch in beiden Binnensätz­en geht’s zur Sache: Schwergewi­chtig und rabenschwa­rz beginnt das Andante, wuchtig das Menuetto.

In Haydns Oxford-Symphonie laufen Adam Fischer und die Philharmon­ie zur Hochform auf und beglücken mit einer mitreißend­en Demonstrat­ion des „concertare“, des musizieren­den Streitens in Dialogform, das zu einem harmonisch­en Ende findet. Bleibt nur zu hoffen, dass nach dem disharmoni­schen Ende der Beziehung der Festspiele zum Schlossbet­reiber ab 2017 andernorts Qualität gehalten wird und Harmonie einkehrt. Bis 13. September; unter anderem sind die Akademie für Alte Musik Berlin, das Orchestra of the Age of Enlightenm­ent, Tenor Michael Schade, Thomas Zehetmair und Baiba Skride zu erleben. p www.haydnfesti­val.at

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