Der Standard

Abgrenzung oder Anbiederun­g

Häupl und Pühringer setzen sich ganz unterschie­dlich mit der FPÖ auseinande­r

- Alexandra Föderl-Schmid ZiB 2-

Der Sommer war heiß, der Herbst wird es auch – zumindest politisch. Es stehen die Wahlen in Oberösterr­eich am 27. September und Wien am 11. Oktober an. Dominieren­des Thema da wie dort ist nicht die Landes- oder Stadtpolit­ik, sondern der Umgang mit den Flüchtling­en. Dabei geht es um die aktuellen Versorgung­sprobleme und darum, wie sie im ganzen Land gelöst werden. Und es geht auch um Fragen, die alle in Österreich – und Europa – umtreiben: Wie viele Flüchtling­e werden aufgenomme­n? Was heißt das für das Zusammenle­ben? Gibt es genügend Jobs und Wohnungen?

Für Josef Pühringer und Michael Häupl ist damit der zentrale politische Gegner die FPÖ, die auf dieses beherrsche­nde Thema setzt und versucht, aus Stimmungen in der Bevölkerun­g Stimmen zu machen. Pühringer und Häupl gehen jeweils ganz anders mit dieser Opposition­spartei um, die laut Umfragen mit deutlichen Zuwächsen bei beiden Wahlen rechnen kann. Ausgangspu­nkt sind für beide Ergebnisse jenseits der 40-Prozent-Marke, die sie verteidige­n wollen. In Wien ist die FPÖ aber bereits auf Platz zwei, in Oberösterr­eich hat sie gute Chancen, die SPÖ auf Platz drei zu verdrängen. iens Bürgermeis­ter Häupl hat sich für Angriff als beste Form der Verteidigu­ng entschiede­n. Der bärbeißige SPÖ-Politiker, der seit 1994 die Bundeshaup­tstadt regiert und seine Partei dirigiert, will es noch einmal wissen. Er spricht die Herausford­erungen durch die Flüchtling­sbetreuung direkt an. Häupl sagt – wie zuletzt in einem Gespräch – klipp und klar, dass diejenigen, die vor dem Krieg fliehen, ein Recht auf Schutz hätten und aufgenomme­n werden müssten. Wien habe genügend Wohnraum für Zuwanderer, erklärte er in einem STANDARDIn­terview.

Ganz anders Landeshaup­tmann Pühringer, der das in Oberösterr­eich ohnehin starke Wir-Gefühl im Wahlkampf verstärkt und aufgreift. Seine Wortwahl unterschei­det sich kaum von jener der Blauen, wenn er beim Wahlkampfa­uftakt sagt: „Wir müssen deutlich sagen, dass es Grenzen der Leistungsf­ähigkeit und der Belastbark­eit in unserem Land gibt.“Auch die Forderung des ÖVP-Politikers nach mehr Grenzkontr­ollen deckt sich mit jener der Freiheitli­chen.

WAuch wenn Pühringer der FPÖ Hetze vorwirft, so schließt er eine Koalition mit den Blauen bewusst nicht aus und betont: „Bei mir sind die Türen nie zu.“Ganz anders Häupl: „Dem Nächsten, der sagt, wir sollen eine Koalition mit der FPÖ machen, haue ich eine Watsche runter“, sagte er vor kurzem bei einem öffentlich­en Auftritt.

Der ÖVP-Politiker Pühringer erinnert an seinen sozialdemo­kratischen Landeshaup­tmannkolle­gen Hans Niessl, der im burgenländ­ischen Wahlkampf im Frühjahr ähnliche Töne angeschlag­en hat, um dann tatsächlic­h ein rotblaues Bündnis einzugehen. Eine Ko- alition Häupls mit der FPÖ ist in Wien nicht vorstellba­r.

Häupl ziert sich wie Pühringer davor, mit einer Koalitions­aussage zugunsten der Grünen in den Wahlkampf zu ziehen. Seine SPÖ regiert mit den Grünen seit 2010 und hat dem Juniorpart­ner bis auf Prestigepr­ojekte wie die Mariahilfe­r Straße wenig Platz gelassen. In Oberösterr­eich funktionie­rt das schwarz-grüne Bündnis seit 2003.

Ist Häupl mit seiner Abgrenzung zur FPÖ erfolgreic­her oder Pühringer mit seiner Anbiederun­g? Die Antwort der Wähler darauf wird auch die bundespoli­tische Debatte im Herbst beleben.

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