Mehr Daten, besserer Blick in die Zukunft?
Rund 500 Finanzverantwortliche diskutieren heuer in Alpbach die Standortqualität Europas. Nebst Finanzfragen geht es heuer auch um die Zukunft der Prognosen im digitalen Zeitalter und um Fragen besserer Vorhersehbarkeit.
Wien – „Daten sind das neue Öl“, ist ein beliebter Spruch digitaler Zukunftsgestalter. Klar, ums reine Datensammeln geht es nicht. „Die sind ja nur das Geräusch – Signale kriegt man nur, wenn man den Markt versteht“, sagt Hannes Enthofer, Chef des Finanzconsulters Finance Trainer, der Anfang Oktober bereits zum 29. Mal rund 500 Finanzentscheider im Tiroler Alpbach zum Symposium versammelt. Generalthema heuer: Wie Europa Standortvorteile für Unternehmen schaffen will. Das ist dort Arbeits- und Diskussionsthema für Experten aus ganz Europa ebenso wie die traditionelle, klas- sische Alpbacher Zins- und Währungsprognose.
Enthofer geht es immer aber auch breiter an, heuer in puncto Big Data und Prognosen, lässt Kontrollbankgeneral Rudolf Scholten mit einem diversen Podium vom in Daten wohnenden „Quant“über den Philosophen Konrad Paul Liessmann bis zum Executive Searcher (Herbert Unterköfler Korn/Ferry) Prognosen und deren Qualität aus verschiedenen Blickwinkeln diskutieren – eben bis zum Algorithmus, der Eignung und Karriere erschnüffeln und leiten soll. Da langt man sicher schnell bei Fragen der Datenqualität an und kommt schnell zu philosophischer Betrachtung des „Wer bin ich?“in der virtuellen Ära.
Auch für Finanzer nicht unwichtig, deren Arbeitgeber ja im massiven digitalen Wandel sind, die einerseits Daten (etwa aus dem Zahlungsverkehr durch die neuen Fintechs) verlieren, sie andererseits wieder aus verfügbaren Informationen aus dem Konsumverhalten neu generieren und dabei zusätzlich individuell auch nicht sicher sein können, dass ihre Jobs sich in die Zukunft fortschreiben lassen können.
Enthofer ist das Prognosethema fast ein Herzensanliegen, seit er seine Dissertation über Modelle quantifizierter Erfahrung geschrieben hat.
Dass die Zunft der Prognostiker nicht mit dem allerbesten Ruf versehen ist, betrachtet er kritikfähig: „Prognosen sind meist dazu da, um Schlimmeres zu verhindern. Ökonomische Modelle erfassen die Zusammenhänge auch ziemlich unvollständig, und auf den Finanzmärkten kommt besonders gut sichtbar ja auch menschliches Zutun hinzu.“Auch komme es gelegentlich vor, dass Prognostiker durch besonders ungewöhnliche Prognosen „auffallen“möchten.
Was ist also die Botschaft an die Finanzwelt hinsichtlich der Segnungen von Big Data? Entsteht die gläserne Zukunft? „Zu große Hoffnung auf unfehlbarere Prognosen halte ich für verfehlt – es geht immer um das Wie“, sagt Enthofer.
Alpbacher Finanzsymposium, 7. bis 9. 10.
Redakteur Christoph Prantner moderiert die Podiumsrunde „Ist die EU ein Unternehmensstandort mit Zukunft?“u. a. mit Wienerberger-CEO Heimo Scheuch.
p Details und Anmeldung:
www.financetrainer.at