Der Standard

Wenn Investitio­nen und Gäste ausbleiben

Vom Glanz vergangene­r Tage ist nicht mehr viel übrig: Manches Hotel, in dem früher die Reichen urlaubten, schlittert in die Insolvenz. Dafür kann es viele Gründe geben, etwa über Jahre fehlende Investitio­nen, eine falsche Betriebsgr­öße oder die Destinatio

- Franziska Zoidl

600 Stühle und Fauteuils, 200 Orienttepp­iche, die Einrichtun­g aus 90 Zimmern, Fitnessger­äte, Küchenauss­tattung und Restbestän­de an Wein und Champagner: Vergangene­n Dezember kam das gesamte Inventar des Grand Hotel Sauerhof unter den Hammer. Es war das bisher letzte Kapitel in der Geschichte des Badener Traditions­betriebs. Das vorletzte Kapitel: Im Februar 2014 wurde das Insolvenzv­erfahren eröffnet und das Hotel geschlosse­n.

Anderen Traditions­betrieben ging es in der Vergangenh­eit ähnlich: Das Panhans am Semmering, in der Fin-de-Siècle-Periode ein mondänes Grandhotel, schlittert­e 2012 in die Insolvenz und wurde 2013 an Investoren mit Sitz in der Schweiz verkauft. Im einstigen Nobelkuror­t Bad Gastein ging erst vor einigen Monaten das Hotel Grüner Baum pleite.

Daran ist laut Martin Schaffer vom Beratungsu­nternehmen MRP Hotels eine „Melange an Problemen“schuld: Vielerorts sei jahrelang nicht investiert worden, worauf- hin die Gäste ausblieben. So fehle dann aber wiederum das Geld für immer dringender nötige Investitio­nen. Auch die Zimmeranza­hl sei eine Herausford­erung: Das Grand Hotel Sauerhof hatte 60 Zimmer, das Panhans hatte zwar zu seinen Spitzenzei­ten vor hundert Jahren unglaublic­he 400 Zimmer und zählte zu den größten Hotels Europas – zuletzt wurden aber große Teile davon als Eigentumsw­ohnungen abverkauft. Heute verfügt es nur noch über 113 Zimmer.

Alles unter 120 Zimmern gelte heute als schwierig für institutio­nelle Betreiber, sagt Schaffer. Hotels müssten also ihre Kapazitäte­n vergrößern oder ein Betriebsko­nzept finden, das sich mit weniger Zimmern auszahlt. Wer sich neuen Standards anpasst, der wird außerdem noch einmal Zimmer verlieren, weil zwar früher die Gänge breiter angelegt wurden, die Zimmer dafür kleiner.

Als ein weiteres Problem sieht Schaffer die Destinatio­nen selbst: Baden beispielsw­eise habe eine „stagnieren­de touristisc­he Entwicklun­g“– und der „Strudel nach unten“habe schon vor Jahrzehnte­n begonnen: „Ein einzelnes Hotel kann sich dagegen nicht wehren.“Langsam würden die Orte aber beginnen, sich wieder zurück in den Markt zu kämpfen – dafür müssten sie sich aber als Ganzjahres­destinatio­n etablieren, so Schaffer.

Kreative Ansätze fänden sich beispielsw­eise in der Bad Gasteiner Hotellerie: Das in die Jahre gekommene Hotel Regina wurde vor einigen Jahren vom Hamburger Olaf Krohne gekauft und mittels sanften Refurbishm­ents und relativ geringer Mittel zur regelrecht­en Hipster-Destinatio­n gemacht.

Investoren springen ab

Auch ausländisc­he Investoren interessie­ren sich laut Schaffer für Traditions­objekte: „Investoren aus Russland, der Ukraine und dem Nahen Osten lieben das.“Oft würden diese Investoren dann aber wieder abspringen, weil sich die Wirtschaft­lichkeit eines Betriebs nicht darstellen lässt. Auch beim Sauerhof in Baden soll es Verhandlun­gen mit Russen gegeben haben. Zuletzt stand jedoch gar eine Auktion des Hotels im Raum, das Mindestgeb­ot werde zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro liegen, hieß es in Medienberi­chten. Zu den Gerüchten will sich jedoch weder die Stadt Baden noch der Hauptgläub­iger, die Erste Bank, äußern, die auf das Bankgeheim­nis verweist.

Die Zukunft von heute eher verschlafe­n wirkenden Orten wie Bad Gastein oder dem Semmering sieht Schaffer durchaus optimistis­ch: „Ich glaube, diese Destinatio­nen werden wiederkomm­en.“Ob das auch für das Grand Hotel Sauerhof gilt, wird sich noch zeigen.

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werden. Das Inventar kam schon im vergangene­n Dezember unter den Hammer.
Das ehemalige Grand Hotel Sauerhof in Baden bei Wien dürfte demnächst versteiger­t werden. Das Inventar kam schon im vergangene­n Dezember unter den Hammer.

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