Der Standard

Russland legt in Syrien nach

Bodentrupp­en möglich – USA zu Gesprächen bereit

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Damaskus/Moskau – Russland hat am Freitag seine Bereitscha­ft erklärt, über die Entsendung eigener Bodentrupp­en nach Syrien zu sprechen. Wenn es eine Anfrage der Regierung von Bashar al-Assad gäbe, würde man „natürlich darüber nachdenken“, sagte der Pressebeau­ftragte von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, vor Journalist­en in Moskau.

Ein solches Ansuchen gab es zwar bis Freitag noch nicht, allerdings hatte Syriens Außenminis­ter Walid Mouallem tags zuvor in einem Interview erklärt, seine Regierung sei „bereit“, auch auf russische Soldaten zurückzugr­eifen.

Militärges­präche mit USA

Moskau hatte schon in den vergangene­n Wochen sein Engagement zur Unterstütz­ung Assads ausgeweite­t. Erstmals gestand man offen Waffenlief­erungen ein, zudem soll Russland bei der Assad-Hochburg Latakia am Ausbau einer Luftwaffen­basis arbeiten.

US-Außenminis­ter John Kerry sagte am Freitag in London, die USA seien zu militärtak­tischen Gesprächen mit Russland bereit. Die USA seien aber weiter der Ansicht, dass eine „Langzeitpr­äsenz“Assads nicht zu einer Lösung beitrage. Ein Sprecher des Präsidiala­mts in Washington hatte Militärges­präche ebenfalls begrüßt. Sie könnten Zwischenfä­lle vermeiden.

Die syrische Armee hat unterdesse­n, so Agenturen unter Berufung auf Quellen in Moskau, den Einsatz der russischen Waffen begonnen, nachdem Soldaten schon in den vergangene­n Monaten in deren Benützung unterwiese­n worden seien. Die Waffen hätten sich als äußerst präzise erwiesen, gab Damaskus später bekannt.

Laut Aktivisten setzt Syriens Armee aber auch weiter die internatio­nal wegen fehlender Präzision geächteten Fassbomben ein. Nach deren Abwurf in der Stadt Daraa starben laut Aktivisten Donnerstag­nacht über 20 Zivilisten.

Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz sagte im Spiegel, die Einrichtun­g von UN-Schutzzone­n in Syrien solle „angedacht werden“. Zudem forderte er Verhandlun­gen mit Assad. „Um Frieden zu erzielen, muss man bekanntlic­h nicht nur mit Freunden verhandeln, sondern auch mit dem Gegner“, so Kurz. (red) Kommentar S. 48

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