Der Standard

Rumänien: Premier stemmte sich gegen Rücktritt

Ponta führt vorerst trotz Anklage Regierung – Präsident forderte Amtsverzic­ht

- Laura Balomiri

Bukarest/Wien – Der rumänische Ministerpr­äsident Victor Ponta verweigert­e am Freitag weiter seinen Rücktritt – obwohl das Verfahren, das die Antikorrup­tionsstaat­sanwaltsch­aft DNA gegen ihn eingeleite­t hat, nun dem Obersten Gericht vorliegt. Dem Sozialdemo­kraten werden Komplizens­chaft bei Steuerhint­erziehung, Aktenfälsc­hung und Geldwäsche vorgeworfe­n. Erstmals steht im demokratis­chen Rumänien ein amtierende­r Premier vor Gericht.

Weil die Vergehen sich auf die Jahre 2007 und 2008, beziehungs­weise auf seine damalige Tätigkeit als Anwalt beziehen, kann Staatschef Klaus Iohannis Ponta seines Amtes nicht entheben. Iohannis hat jedoch mehrfach Pontas Rücktritt gefordert. Nach der Einleitung der Ermittlung­en Anfang Juni hatte dieser zwar auf alle Parteiämte­r verzichtet, wollte sein Premiersma­ndat aber bis zu den Wahlen Ende 2016 weiterführ­en.

Abgesehen von vereinzelt­en Unterstütz­ungsbekund­ungen hüllt sich Pontas PSD bisher in Schweigen. Liviu Drangea, der Ponta an der Parteispit­ze ersetzte und gegen den auch ein Korruption­sverfahren läuft, warnte jedoch, dass „wir gar keine Garantie haben, dass Präsident Iohannis jemanden von der PSD nominiert“.

Anklage: Geld ohne Leistung

Laut Anklage ging Ponta eine Zusammenar­beit mit der Anwaltskan­zlei seines Studienfre­undes Dan Sova ein und ließ sich 16 Monate lang für Rechtsbera­tungstätig­keiten bezahlen, die er nie durchgefüh­rt hat. Die Gesamtsumm­e der Honorare beträgt mehr als 40.000 Euro. Zwecks steuerrech­tlicher Rechtferti­gung habe Ponta nachträgli­ch nach dem „Copy-andpaste-Prinzip“entspreche­nde Berichte und Honorarnot­en erstellt.

Gegenstand der Vereinbaru­ng waren Rechtsbera­tungsvertr­äge der Kanzlei Sova mit den staatliche­n Energiekom­binaten Turceni und Rovinari. Gegen Sova und drei ehemalige Direktoren der Kombinate wird ebenfalls ermittelt. Ponta streitet alle Anschuldig­ungen ab.

Er ortet vielmehr Kalkül, zumal die Einleitung der Ermittlung­en mit der Einbringun­g eines Misstrauen­santrags gegen seine Regierung zusammenfi­el. Auf Facebook schrieb er die Anklage den Ambitionen des Staatsanwa­lts zu: „Das einzige Problem des Landes ist die Besessenhe­it eines äußerst unprofessi­onellen Staatsanwa­lts, der sich in seiner Karriere behaupten will, indem er unwahre Tatbeständ­e und Situatione­n erfindet.“Rund 90 DNA-Staatsanwä­lte brachten gegen diese Behauptung Pontas eine Beschwerde ein.

In einer separaten Causa ermittelt die DNA auch wegen Interessen­konflikts gegen Ponta. In seinen Regierunge­n hat er nämlich Sova mehrmals zum Minister bestellt. Eine offizielle Anklage konnte die DNA jedoch nicht erheben, weil das Parlament gegen eine Aufhebung von Pontas Immunität stimmte.

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Foto: APA/EPA/Ghement Nach Anklage Angriff gegen Staats anwälte: Ponta.

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