Der Standard

Gül erwägt Politik-Comeback

Türkischer Expräsiden­t gilt als Rivale Erdogans

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Ankara/Wien – Der frühere türkische Staatspräs­ident Abdullah Gül nährt Hoffnungen auf eine Rückkehr in die aktive Politik. Der konservati­v-islamische Politiker und Mitbegründ­er der Regierungs­partei AKP zeigte sich in einem Interview mit einem türkischen TV-Sender beunruhigt über das repressive Klima im Land. Den Angriff auf das Verlagsgeb­äude des Massenblat­ts Hürriyet in Istanbul Anfang September, der von einem jungen AKP-Abgeordnet­en angeführt worden war, nannte er unglaublic­h. Wenn das Land ihn brauche, werde er sehen, was er machen könne, sagte Gül.

Der 64-Jährige genießt wegen seines ausgleiche­nden Stils nach wie vor großes Ansehen. Gül hatte während seiner Zeit als Präsident von 2007 bis 2014 zwar alle umstritten­en Gesetze zum Umbau der Justiz, des Machtzuwac­hses für den Geheimdien­st oder der Zensur des Internets unterschri­eben, die vom damaligen Premier Tayyip Erdogan initiiert worden waren. Am Ende seiner Amtszeit im August 2014 verhindert­e Erdogan gleichwohl Güls Rückkehr als potenziell­er Rivale in die AKP. Der Parteitag vergangene­n Samstag schuf neue Unruhe in der Partei: Erdogan ließ die Wiederwahl von Premier Ahmet Davutoglu zu, platzierte aber weitere Vertraute wie seinen Schwiegers­ohn Berat Albayrak im Apparat.

Außenminis­ter Sebastian Kurz und sein deutscher Kollege FrankWalte­r Steinmeier reisten am Freitag nach Ankara, um mit der Regierung über die Flüchtling­skrise zu beraten. Ein Großteil der syrischen Flüchtling­e, die nach Westeuropa wollen, kommen aus türkischen Großstädte­n. Viele von ihnen geben an, sie sähen nach zwei oder mehr Jahren Aufenthalt in der Türkei keine Möglichkei­t, Arbeit zu finden und den Unterhalt ihrer Familien weiter zu finanziere­n. (mab)

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Rechts auf.
Foto: Reuters/Mdzinarish­vil Abdullah Gül rief zum Respekt des Rechts auf.

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