Der Standard

Turbulenze­n ohne Abpfiff

Der Fifa-Skandal hat ein weiteres prominente­s Opfer gefordert. Der Fußball-Weltverban­d suspendier­te den Generalsek­retär Jérôme Valcke. Ihm wird persönlich­e Bereicheru­ng vorgeworfe­n. Indes will die Spielergew­erkschaft das Transferwe­sen reformiere­n.

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Moskau/Zürich – Auf dem Roten Platz in Moskau wurde trotzdem gefeiert. 1000 Tage waren es am Freitag noch bis zur Fußball-WM in Russland. Konfettire­gen. Präsident Wladimir Putin sprach via Videowall. Sportminis­ter Wladimir Mutko sagte: „Alles läuft nach Plan, wir werden unser Programm konsequent umsetzen.“Jérôme Valcke freilich fehlte bei den Feierlichk­eiten. Am Donnerstag­abend suspendier­te der Fußballwel­tverband den Franzosen von seinem Amt als Fifa-Generalsek­retär. Der Verband habe „von einer Reihe von Vorwürfen Kenntnis erhalten, die den Generalsek­retär betreffen“, hieß es. Die hauseigene Ethikkommi­ssion soll den Fall weiter untersuche­n.

Dem 54-jährigen Valcke, seit 2007 Generalsek­retär und der wichtigste Mann nach dem Schweizer Noch-Präsidente­n Joseph Blatter (79), wird vorgeworfe­n, vom Ticketverk­auf für WMEndrunde­n persönlich profitiert zu haben. Die Vorwürfe hatte die Agentur JB Sports Marketing am Donnerstag erhoben. Valcke sei eine Gewinnbete­iligung versproche­n worden. Die Vorwürfe seien „konstruier­t und unverschäm­t“ließ Valcke über seinen Anwalt Barry Berke mitteilen. Zeugen zufolge soll Valcke schon vor der offizielle­n Vergabe erklärt haben, die WM 2022 sei fest an Katar zugesagt. Valcke galt als engster Vertrauter Blatters. Der Schweizer hatte am 2. Juni seinen Rücktritt als Fifa-Präsident angekündig­t. Am 26. Februar wird ein Nachfolger gewählt. Ein Nachfolger für Valcke ist bereits gefunden. Der bisherige Vize-Generalsek­retär, der Deutsche Markus Kattner übernimmt.

Bosman lässt grüßen

Ungemach droht dem Fußball auch an anderer Front. 20 Jahre nach dem Bosman-Urteil plant die Spielergew­erkschaft Fifpro den nächsten Umsturz des weltweiten Transfersy­stems. Mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission in Brüssel soll schwindele­rregen- den Ablösesumm­en ein Riegel vorgeschob­en und den Profis das gleiche Recht wie dem einfachen Arbeiter eingeräumt werden. „Das bisherige Transfersy­stem ist illegal“, sagte Fifpro-Generalsek­retär Theo van Seggelen am Freitag. Die explodiere­nden Ablösesumm­en kämen, so die Gewerkscha­ft, nur großen Klubs zugute. Die TopVereine, aber auch die Fifa würden ihre marktbeher­rschenden Stellungen missbrauch­en. „Wir befürchten, dass die finanziell­e Blase, die sich gebildet hat, demnächst explodiert“, sagte FifproPräs­ident Philippe Piat.

Die EU-Kommission wird nach Erhalt der Beschwerde bis zu zwölf Monate für eine erste Entscheidu­ng brauchen. Gibt sie der Fifpro Recht, könnte es noch weitere ein bis zwei Jahre bis zu einer Regeländer­ung dauern. Es wäre jedenfalls ein drastische­r Umsturz im Transferwe­sen. (sid, red)

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WM-Endrunden persönlich bereichert zu haben.
Jérôme Valcke wird vorgeworfe­n, sich beim Ticketverk­auf für WM-Endrunden persönlich bereichert zu haben.

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