Nur ja keine Heimm
Das richtige Buch für eine konfuse Zeit: Daniel Zipfel schildd was Flüchtlinge, Schlepper und Asylbürokraten umtreibt. Eii
zisten und anderen Asylbürokraten? Das sollte uns ein Mann wie Daniel Zipfel vermitteln können. 1983 in Freiburg im Breisgau geboren, hat Zipfel in Wien ein Jusstudium absolviert und als Asylrechtsberater und Schriftsteller gearbeitet. Die literarischen Funken, die er in seinem elegant konstruierten Romanerstling Eine Handvoll Rosinen aus dieser Doppelerfahrung und Doppelberufung schlägt, sind beachtlich. Zipfel gehört nicht zu jener großen Kohorte von Hobbyschriftstellern, die sich ihre Berufsprobleme ohne ästhetische Rücksichten vom Leib schreiben, sondern ist ein Profi seines Fachs.
Eine Handvoll Rosinen spielt im Österreich des Jahres 2003, das sich unter asylpolitischen Aspekten offenbar nicht stark vom Österreich des Jahres 2015 unterschieden hat: Schon damals kam, wie wir bei Zipfel erfahren, die Nachricht aus dem Autoradio, dass Bund und Länder bei der Unterbringung von Flüchtlingen „keine Einigung erzielen konnten.“Die wichtigsten Protagonisten des Geschehens sind Ludwig Blum, ein ordnungsliebender, aber gutherziger Pedant von einem Fremdenpolizisten sowie der Afghane Nejat Salarzai, Dolmetscher und zugleich ein mit allen schmutzigen Was- sern seines Gewerbes gewaschener Schlepper, der aber andererseits nicht frei von humanen Regungen ist.
PVC-Böden und Neonröhren
Blum und Salarzai haben sich bei der professionellen Zusammenarbeit in Traiskirchen kennengelernt, wo auch weite Teile der Romanhandlung angesiedelt sind. Es ist erwartungsgemäß kein sehr angenehmes Milieu, mit dem der Leser konfrontiert wird, und da reden wir noch gar nicht vom Menschlichen, sondern von einer Innenausstattung, in der gesprenkelte PVC-Böden und Neonröhren eine zentrale Rolle spielen. Die kafkaesken Gepflogenheiten der bürokratischen Flüchtlingsverwaltung tun ein Übriges, nur ja keine Heimeligkeit aufkommen zu lassen: „Zwei Erwachsene, zwei Minderjährige, Afghanistan. AISZahlen 0325418 bis 0325421.“
Um das Paar Blum/ Salarzai gruppiert Zipfel etliche zum Teil sehr plastisch gezeichnete Nebenfiguren – einen von der Abschiebung bedrohten syrischen Ornithologen, den versoffenen Betreiber einer Notschlafstelle, eine pestige Amtsleiterin – aber den Drive erhält der Roman im Wesentlichen durch das Zusammen- und Gegeneinanderspiel von Blum und Salarzai. Die