Fluchtgedanken
München, Bilder im Kopf und ein Geruch in der Nase. Eine literarische Erfahrung.
Ich hatte vor einigen Jahren das Vergnügen, aus beruflichen Gründen in München an einer Veranstaltungselektronikmesse teilzunehmen. Mit Vorbedacht hatte ich mein Rückfahrticket für den vorletzten Messetag gebucht, trat also vorzeitig meine Heimreise mit dem Zug nach Wien an.
Nachdem ich mich im Hotel noch geduscht und von dort mein Gepäck geholt hatte, begab ich mich zum Münchner Bahnhof. Gegen 22 Uhr dort angekommen, stieg mir am Eingang ein unangenehmer Geruch in die Nase.
Da sah ich sie schon, die vielen Menschen, die allein oder in Pärchen auf den Bahnsteigen lagen. Sie trugen fremdartige Kleidung, hatten nur das Allernötigste bei sich wie etwa Getränke und Handtaschen und Mobiltelefone und schliefen ohne Unterlage verstreut auf dem nackten Asphalt, sodass ich zum Teil über sie drübersteigen musste, um zu meinem Perron zu gelangen.
Sie verströmten einen intensiven Geruch, der vermuten ließ, dass sie sich schon längere Zeit nicht mehr waschen konnten. Ich war unangenehm berührt, wollte nur so schnell wie möglich heim nach Wien. Um selbst mit diesen Bildern im Kopf während der Heimreise auch etwas Schlaf finden zu können, wollte ich mir beim Kiosk nebenan noch Bier besorgen.
Der Verkäufer sagte mir jedoch, er bedauere, aber es dürfe heute ab 22 Uhr im gesamten Bahnhofsgelände aus Sicherheitsgründen kein Bier mehr verkauft werden: Es war der Tag des Beginns des Oktoberfests.