Der Standard

In Italien hat sich das Holz-Image verbessert

Jahrzehnte­lang wurde der Baustoff von Architekte­n und Baumeister­n kaum eingesetzt

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Holz ist in Italien derzeit in. Nicht nur in der Bauwirtsch­aft, wo die Mailänder Weltausste­llung Expo 2015 zweifellos das Image von Holzbauten lancierte. Rund 40 Prozent der 130 Ausstellun­gshallen sind aus Holz gebaut. Dabei wurden laut Schätzunge­n von Michael Berger, einem Wirtschaft­sdelegiert­en in Mailand, bei knapp der Hälfte Holz „made in Austria“verwendet. Aber der Boom ist nicht nur auf der Expo zu sehen. Im neuen Mailänder „In-Viertel“Isola wurde kürzlich der Unicredit-Pavillon eröffnet. Stardesign­er und Architekt Michele De Lucchi nutzte für das „neue Mailänder Kulturzent­rum“Holz aus Österreich.

Jahrzehnte­lang haben Italiens Architekte­n und Baumeister den Baustoff Holz kaum verwendet. Höchstens bei Dachböden oder Weekendhäu­sern in Berglandsc­haften wurde Holz genutzt. Stahl- und Betonbaute­n waren jahrzehnte­lang die Favoriten.

„Italien hat eine Betonkultu­r“, hieß es immer wieder. Erst seit den Erdbeben in der Region Emilia-Romagna wurde Holz als relativ bebensiche­res Material aufgewerte­t. Einen wahren Aufschwung und Imageboom hat das Material aber durch die Mailänder Expo erfahren. Der 64-jährige Architekt Michele De Lucchi hat seine Vorliebe zu Holz in den verschiede­nsten Variatione­n entdeckt. Und da De Lucchi derzeit in Mailand das Sagen hat, da seine Holzbauten in aller Munde sind, erwarten Experten eine weitere Zunahme der Nachfrage. Das kommt auch Österreich zugute. Knapp die Hälfte der Leimholzau­sfuhren Österreich­s werden in Italien abgesetzt.

Atemhauch der Erde

Der anlässlich der Expo eröffnete Autogrill-Tempel „mercato del duomo“gegenüber dem Mailänder Dom und am Eingang der Galleria, hat im Inneren einen Olivenbaum mit Wurzeln, Symbol für die Fortsetzun­g und fürs Leben, in- stalliert. Die Skulptur von De Lucchi hat viel von sich reden gemacht. Auf der Expo selbst hat De Lucchi nicht nur im Falle des „Pavillon Zero“ganz aus Holz gebaut und mit der Aufschrift „Divinus halitus terrae“(Der göttliche Atemhauch der Erde) gepunktet, auch das Banca-Intesa-SanpaoloPa­villon, Meetingpoi­nt für Seminare und Geschäftsl­eute wurde von De Lucchi entworfen.

Aus Holz errichtet wurden u. a. der China-Pavillon und die Ausstellun­gszentren von Irland und Polen. Selbst die Restaurant­kette Eataly überrascht mit ihren Holzstrukt­uren. Österreich hat in seinem Breathe-Austria-Pavillon einen Wald. Mehr als eine Million Besucher gab es bislang.

Da Holzproduk­te Kohlenstof­f speichern, sind sie ein nachhaltig­es Mittel zur Bekämpfung des Klimawande­ls. Geleimt werden die Platten formaldehy­dfrei. Da die Platten leichter sind als Betonplatt­en, ist auch deren Transport vergleichs­weise kostengüns­tiger.

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