Flucht aus dem Osten
Brennpunkt Wien: Aufstieg zur Metropole durch Immigration. Von ruf und ehn
Das Schachspiel ist in Wien seit dem Mittelalter belegt, doch fristete das königliche Spiel über Jahrhunderte ein bescheidenes Dasein. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte das Schach in Wien sehr rasch hohe Aufmerksamkeit weit über die Grenzen des Spiels und über die Grenzen der Stadt hinaus. Wien wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zum internationalen Brennpunkt des Spiels.
Der Aufstieg Wiens zur Schachmetropole war nicht hausgemacht. Er beruhte vor allem auf der fachlichen Expertise von Spielern und Theoretikern, die nach Wien kamen. Die viel zitierten „Goldenen Schachzeiten“Wiens verdankt sich vor allem zweier großer Einwanderungswellen. Bis in die 1870-er Jahre immigrierten begabte Schachmeister aus den Kronländern Böhmen, Mähren und Schlesien und Ungarn nach Wien. Unter ihnen waren Ernst Falkbeer (1819-1885), Berthold Englisch (1851-1897), Max Weiß (1857-1927), Adolf Schwarz (1836-1910), Bernhard Fleissig (1845-1931), Heinrich Wolf (1875-1941) und nicht zuletzt Wilhelm Steinitz (1836-1900), der erste Schachweltmeister. Pogrome und antijüdische Gesetze aus der Regierungszeit des Zaren Nikolaus I. verursachten ab 1881 eine weitere Migrationswelle. Über zwei Millionen Juden flohen in den Westen, viele bedeutende Schachmeister landeten in Wien, wie Ossip Bernstein (1882-1962), Akiba Rubinstein (1882-1961), Savielly Tartakower (18871956) oder Aaron Nimzowitsch (1886-1935), von denen bedeutende Impulse für die Theorie des Schachspiels im 20. Jahrhundert ausgingen und die einen Schachboom in Wien aus- lösten. Das reiche Schachleben in Wien, das zu Recht vielbewunderte, innovative Spiel auf höchstem Niveau, verdankte sich also zum Gutteil der Flucht aus dem Elend.
Wilhelm Steinitz wurde in ärmlichen Verhältnissen im Prager Getto geboren und kam 1858 nach Wien, um Technik zu studieren. Aber schon nach dem ersten Vorbereitungssemester spielte er im Kaffeehaus Schach um Geld und konnte bald davon leben. Berühmt ist die Anekdote, in der der junge, bettelarme, allerdings schon damals selbstbewusste Student Steinitz im Schachklub auf den reichen und ziemlich lauten Baron Epstein trifft. „Können Sie bitte etwas leiser schreien?“, mahn- te Steinitz. „Wissen Sie nicht, wer ich bin?“, antwortete Epstein empört. Darauf Steinitz: „Natürlich. Sie sind der Baron Epstein. Aber hier bin ich der Baron Epstein!“
Einer seiner ersten Gegner und Freunde in Wien war der aus einem Dorf in Mähren nach Wien eingewanderte Rechtsanwalt Philipp Meitner, Vater der Kernphysikerin Lise Meitner.
Steinitz - Meitner
1824 vom Schiffskapitän William Evans entdeckt entwickelte sich dieses Gambit zur gefährlichsten Angriffswaffe des 19. Jahrhunderts.
Für den Bauern erhält Weiß das Zentrum und Entwicklungsvorsprung.
Schwarz holt sich den dritten Bauern und lenkt die Partie in die so genannte „kompromittierte Verteidigung.“Das flottere 8.Db3 De7 9.Sxc3 Lxc3 10.Dxc3 f6 11.La3 d6 wurde erst Jahrzehnte später von Wilhelm Steinitz entdeckt (Steinitz – Gray, England 1872). Ein weiterer Tempoverlust. Schwarz sollte dringend seine Entwicklung vorantreiben: 8... d5 9.exd6 Dxd6 10.Db3 Le6 oder noch besser 8... Sge7 9.Db3 0–0 10.Sxc3 Sg6 11.La3 Sgxe5 12.Sxe5 Sxe5 13.Lxf8 Dxf8 mit schwarzer Gewinnstellung.
Noch stärker war 10.Sxc3 Lxc3 11.Dxc3 mit enormer Druckstellung.
So kann Schwarz die Stellung zusammenhalten.
Befreit sich mit unkonventionellen Mitteln.
Kaum hat Schwarz Boden unter den Füßen, wird er übermütig. Meitner sollte den Konsolidierungskurs mit 16... 0–0 fortsetzen.
Jetzt entstehen fatale Schwächen im schwarzen Lager. Noch besser sieht 18.Lxh4 aus, um den Springer nach g5 zu bringen.
Unterschätzt ein letztes Mal die weißen Möglichkeiten. Einzig nach 19... Sd8 kann Schwarz die Stellung halten.
Ein prächtiges Bauernopfer, das den Weg zum schwarzen König bahnt. Wenn 20... dxe6, so 21.Lb5+ c6 22.Lc7 und falls 21… Sac6 22.Sf5!! exf5 23.Lxc6+ mit Gewinnstellung. Oder 21... Df7 22.Dxa5.
Einfacher war 22.Ld3 d6 23.Lxg6+ Kd8 24.Dxa5.
Weiß hat eine Figur erobert. Nach 24... c6 beendet 25.Lxe6! dxe6 26.Dc7 die Partie.
Das zweite Zerstörungsopfer lockt den König ins Freie.
Denn es drohte 27.Lxe6.
Immer weiter wird die Majestät ins gegnerische Gebiet getrieben, wo sie schließlich mattgesetzt wird.
Auch 30.Le2+ Kxh4 31.Df4+ Dg4 32.Dh6+ Dh5 33.Dxh5 matt war hübsch.
Tf8 Te42.
Tf5 Te5!!1.
2373: Dh12. Tg7 Da8!1.
2372:
Th24.
Sf4 Lg33. Sg2 2... Tcf2!2. Sf4 Tf1!!1. Vorwoche): ( 2371
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