Der Standard

Vier Bäume der Hoffnung gegen das Ende der Wende

Zwölf Jahre Schwarz- Grün in Oberösterr­eich: Öko-Erfolge auf schwierige­m Industriet­errain

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Oberösterr­eich wird am 27. September ein kleines Stück grüner sein. Vier Ulmen werden ab diesem Tag den Linzer Stadtrand säumen. Gedüngt mit viel Hoffnung, gepflanzt von Rudi Anschober. Der grüne Spitzenkan­didat schwingt an jedem Wahltag traditione­ll die Gartenscha­ufel und vergrößert in seinem Garten den Baumbestan­d.

Doch allzu viel Zeit im Grünen möchte sich das Politurges­tein in den kommenden sechs Jahren gar nicht gönnen. Vielmehr trachtet der 54-Jährige nach politische­r Schwarzarb­eit.

Vor zwölf Jahren besiegelte­n ÖVP und Grüne in Oberösterr­eich – bundesweit erstmals – eine Zusammenar­beit. Es war im Herbst 2003. Pühringers ÖVP hatte nur wenige Tage zuvor die absolute Regierungs­mehrheit eingebüßt. Am Abend des 15. Oktober 2003 teilt Pühringer Anschober telefonisc­h mit, dass die Verhandlun­gen mit der SPÖ gescheiter­t sind. Oberösterr­eichs Grünen-Chef Anschober sieht – mit 9,1 Prozent und damit erstmals einem Landesrats­sitz im Gepäck – seine große Politstund­e gekommen und tritt in Verhandlun­gen. Nicht mit dem zukünftige­n Koalitions­partner, sondern vorerst mit der eigenen Partei. Was er der Basis damals vorsetzt, schluckt die Mehrheit der Grünen in Oberösterr­eich letztlich nur mit Widerwille­n: eine Koalition mit der Volksparte­i.

Die ersten sechs schwarz-grünen „Ehejahre“verlaufen harmonisch. Zu harmonisch für viele in den grünen Reihen. Doch Anschober erkennt die Zeichen der Koalitions­zeit und schafft es mit der Neuauflage von Schwarz-Grün 2009, das Profil zu schärfen. Das Image eines weitgehend pflegeleic­hten ÖVP-Beiwagerls ganz abzulegen ist aber bis heute nicht gänzlich gelungen.

Auf der schwarz-grünen Habenseite ist aber auf jeden Fall die Energiewen­de zu verbuchen: Im Bereich erneuerbar­e Energien konnte ein neues Industries­tandbein aufgebaut werden. Oberösterr­eichische Firmen sind in diesen Bereichen heute führend.

Wenig Begeisteru­ng will hingegen auch nach zwölf Jahren in der Reihen der Industriel­lenvereini­gung aufkommen. Im Zentrum der Kritik stehen die von Anschober gerne propagiert­en 50.000 grünen Jobs. „Auf Basis der verfügbare­n Zahlen der Statistik Austria wird ersichtlic­h, dass in den letzten Jahren kein Boom bei den ‚Green Jobs‘ erfolgt ist“, sagte IV-OÖ-Geschäftsf­ührer Joachim Haindl-Grutsch. (mro)

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Zum Zehn-JahrJubilä­um von Schwarz-Grün kreierten Josef Pühringer und Rudi Anschober ein schokoladi­ges Landeswapp­en.

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