22.000 Flüchtlinge in zwei Tagen, Helfer am Limit
Der Zustrom an Flüchtlingen nach Österreich war am Wochenende ungebrochen. Am Grenzübergang Nickelsdorf mussten allein am Sonntag mindestens 10.500 Menschen versorgt werden. In Spielfeld wurden erstmals Flüchtlinge nicht über die Grenze gelassen.
Nickelsdorf/Graz/Wien – „Die größte Schwierigkeit ist, man weiß nie, wann wie viele Menschen kommen, was eine Planung unmöglich macht“, sagt Gerry Foitik, der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes. Infos gebe es oft erst ganz kurzfristig – „da stehen die Menschen bereits da“.
Am Wochenende waren es wieder mehr als 22.000 Asylsuchende, die in Österreich, ihrer meist vorletzten Etappe vor dem erhofften Ziel Deutschland, ankamen. Die meisten davon gingen zu Fuß über die Grenze bei Nickelsdorf. 10.500 kamen in Nickelsdorf allei- ne am Sonntag bis zum späteren Nachmittag an, wie Polizeisprecher Gerald Pangl zum STANDARD sagte. 30 Prozent der Flüchtlinge vom Wochenende sind über den Übergang Heiligenkreuz im Südburgenland, wobei dort am Sonntag der Andrang mit rund 200 Flüchtlingen relativ gering war. Jeder zehnte Flüchtling kam über Spielfeld. Auch der Karawankentunnel wird bald zu diesen Hotspots hinzukommen, meint Foitik.
Am Sonntag konzentrierte sich das Geschehen auf Nickelsdorf. Während der Andrang an anderen Übergängen ein wenig nachließ, wuchs die Menschenmenge an der burgendländischen Grenze im Lauf des Tages immer mehr an. Am Vormittag gab es zwei Sonderzüge, die die Flüchtlinge aus Ungarn an die österreichische Grenze brachten. Polizei und Bundesheersoldaten kanalisierten die Menschenmassen. Nach einer Verpflegung, die die Bundesheersoldaten ausgaben, stellten sich viele um Kleidung an und nahmen dann ihren Platz in der Warteschlange ein. Die Flüchtlinge sorgten aber selbst auch für Ordnung. Wer versuchte, sich vorzudrängeln, wurde von anderen zurechtgewiesen.
Dutzende Busse fuhren im Laufe des Nachmittags vor und brachten die Menschen entweder zum Bahnhof nach Nickelsdorf, wo Sonderzüge Richtung Wien und Salzburg abfuhren. Andere Busse hatten als frei gemeldete Quartiere als Zielort, insbesondere nach Oberösterreich wurden Flüchtlinge an diesem Wochenende gebracht. „Wir nehmen alles, was wir kriegen können“, sagte Polizeisprecher Pangl. Insbesondere größere Quartiere wurden aus logistischen Gründen gesucht.
Am Nachmittag verhängte die Polizei zum zweiten Mal an diesem Tag eine Sperre der Ostautobahn (A4). Zuvor war es zu gefährlichen Szenen gekommen, weil Flüchtlinge auf die Straße gelaufen waren. Einige dürften sich auch von Taxis animiert gefühlt haben, die hupend vorbeigefahren waren. Am späten Nachmittag ließ dann die Polizei zu, dass Flüchtlinge in Taxis stiegen. Es hatten sich schon lange Warteschlangen von Fahrzeugen gebildet. „Das läuft sehr geordnet ab“, erklärte Polizeisprecher Pangl.
Einige Tausend wurden in der Nacht zum Montag in Nickelsdorf noch erwartet. Laut Rot-KreuzSprecher Thomas Wagner waren in der Nacht zuvor 4900 in Nickelsdorf versorgt worden.
Ausharren im Niemandsland
Am Grenzübergang Spielfeld wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag erstmals rund 100 Menschen an der Einreise gehindert. Polizisten erklärten den Flüchtlingen, sie bräuchten Pässe zur Einreise. Die Gruppe musste die Nacht im „Niemandsland“zwischen Slowenien und Österreich verbringen, ohne Verpflegung und Kälteschutz. Nur nur wenige Meter weiter hätte es Versorgungseinrichtungen der Hilfsorganisationen gegeben. Sonntagvormittag wurden die Flüchtlinge schließlich doch durchgelassen. (afs, mue, simo)