Der Standard

Flüchtling­sthema katapultie­rt Strache auf Platz eins

Regierungs­parteien mit je 22 bis 23 Prozent anhaltend schwach, Grüne stagnieren, Neos stürzen ab

- Conrad Seidl

Linz – Würde jetzt ein neuer Nationalra­t gewählt, dann käme die FPÖ überlegen auf den ersten Platz. Und könnte man den Bundeskanz­ler direkt wählen, dann würde Heinz-Christian Strache die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Was allerdings nicht nur an Straches relativer Stärke, sondern vor allem am schwachen Profil der anderen Parteispit­zen liegt.

Die aktuelle Market-Umfrage aus der Vorwoche zeigt: In der Direktwahl­frage könnte Strache 25 Prozent der Wähler für sich gewinnen, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er 22. Amtsinhabe­r Werner Faymann käme mit zwölf Prozent auf den schlechtes­ten Wert, der je für ihn ausgewiese­n wurde; auch die acht Prozent von GrünenChef­in Eva Glawischni­g sind der tiefste Wert seit drei Jahren.

Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer führt das auf das durch die Flüchtling­sprobleme bestimmte Umfeld zurück: „Strache braucht derzeit nicht viel zu machen, er kann selbst in der Flüchtling­sfrage zurückhalt­end sprechen – die Leute wissen ohnehin, dass er das Thema besetzt hat.“

Und wählen freiheitli­ch: 32 Prozent in der Hochrechnu­ng ist der bisher höchste für die FPÖ errechnete Wert bei einer bundesweit gestellten Sonntagsfr­age. Pfarrhofer zeigt sich überrascht: „Bei der Rückerinne­rungsfrage an 2013, also wen die Befragten damals ge- wählt haben, ist die FPÖ schwach, in den Rohdaten der aktuellen Sonntagsfr­age aber ist sie stark. Ich hätte eigentlich vermutet, dass die in den Medien vermittelt­e Hilfsberei­tschaft in der Flüchtling­sfrage und die Faymann-Reise zur deutschen Bundeskanz­lerin eher den Regierungs­parteien nützen. Das geht aber aus den Daten nicht hervor.“

Bandbreite der Koalition

Konkret kommt die SPÖ in der jüngsten Umfrage auf (hochgerech­net) 22 Prozent – auf demselben Niveau wie seit Jahresbegi­nn. Auch die ÖVP kommt gerade auf 23 Prozent – das ist im oberen Bereich der Bandbreite, die ihr seit Anfang des Jahres zugetraut wird.

Die Grünen sind mit 15 Prozent allenfalls stabil, die Neos sind am Ende eines in vielen Umfragen (aber nicht in Wahlen) dokumentie­rten Höhenfluge­s und kommen in der Hochrechnu­ng nur auf vier Prozent; bei der Nationalra­tswahl 2013 waren es knapp fünf Prozent.

Fünf Prozent wünschen sich aber Neos-Chef Matthias Strolz als Bundeskanz­ler. Anders Robert Lugar: Den Klubobmann des Team Stronach wünscht sich nicht einmal ein Prozent der Befragten als Kanzler, die vereinzelt­en Wahlabsich­ten in der Sonntagsfr­age lassen sich noch zu einem Prozent bei einer Nationalra­tswahl hochrechne­n.

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