Erneute Turbulenzen bei Alitalia
Chef Silvano Cassano verlässt die italienische Fluglinie, hohe Verluste im Halbjahr
Mailand– Nur knapp neun Monate ist er im Amt geblieben. Am Freitag ist der 58-jährige Alitalia-Chef Silvano Cassano zurückgetreten. Die Ursachen dafür sind nicht klar. Cassano nennt persönliche Gründe. In unternehmensnahen Kreisen heißt es jedoch, dass Uneinigkeiten mit den Großaktionären, der Etihad Airways aus Abu Dhabi (49 Prozent Anteile an der Airline), ausschlaggebend dafür waren. Alitalia schrieb im ersten Halbjahr 2015 mit 130 Millionen Euro einen über den AnalystenErwartungen gelegenen Verlust.
Cassano, der vorerst bei Fiat Financial Services und später dann beim Modekonzern Benetton als Chef tätig war, hatte 2010 eine eigene Beraterfirma gegründet. Unter anderem hat er auch die Beteiligung von Etihad Airways bei Alitalia 2014 eingefädelt. Die neuen arabischen Eigentümer haben ihn dafür als Unternehmensboss vorgeschlagen. Die Familie Benettonsoll damals nicht dafür gestimmt haben. Angeblich waren sie mit seiner einstigen Geschäftsführung unzufrieden. Neben der Poste Italiane und den Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo, zählen auch die Benettons zu den wichtigsten Aktionären der Fluggesellschaft.
Die wochenlangen Unruhen am römischen Flughafen Fiumicino – zuerst ein Brand, dann Bauarbeiten und schließlich Streiks – wirkten sich negativ aufs Geschäft der italienischen Airline aus. Cassano hatte gedroht, den Airport Rom zu verlassen, um nach Mailand umzusiedeln. Das hat nicht nur dem Image des Flughafens, sondern auch von Alitalia geschadet. Bis zur Ernennung eines neuen Chefs wird Alitalia-Präsident Luca di Montezemolo vorübergehend die Geschäftsführung übernehmen. (tkb)