Der Standard

Weil die Besten nicht von den Bäumen fallen

Der Rücktritt von Trainer Favre verstärkt das Chaos bei Borussia Mönchengla­dbach

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Mönchengla­dbach – Auch am Tag nach dem sehr spontanen Rücktritt von Cheftraine­r Lucien Favre kämpfte die Führungssp­itze des deutschen Bundesliga-Schlusslic­hts Borussia Mönchengla­dbach um Fassung: „Wir haben uns auch gefragt: Was passiert hier eigentlich? Ich wusste beim Aufwachen aber leider auch, dass das alles kein böser Traum ist, aber es ist auch keine normale Situation“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl.

Keine 20 Stunden waren nach der unerwartet­en und gegen den ausdrückli­chen Vereinswun­sch erklärten Demission des 57-jährigen Schweizer Heilsbring­ers, die zu einer Zuspitzung der Misere beim abgestürzt­en ChampionsL­eague-Starter führte, vergangen. Eberl: „Ich bin sehr, sehr traurig. Sautraurig.“Als erklärte „Übergangsl­ösung“übernimmt zunächst der bisherige U23-Coach André Schubert das Training. Die Suche nach einem neuen Cheftraine­r wollen die Gladbacher nicht überstürze­n. „Wir hatten den perfekten Mann für uns, und uns war immer bewusst, dass eine große Lücke entstehen wird und große Fußstapfen zurückblei­ben. Wir hatten keinen Plan B, und im September fallen die besten Trainer auch nicht von den Bäumen“, sagte Eberl.

Borussia Dortmunds umgehend als „Erbe“gehandelte­r Ex-Coach Jürgen Klopp steht nach Angaben seines Beraters Mark Kosicke nicht zur Verfügung. Es gibt die üblichen Verdächtig­en, Thomas Schaaf und Mirko Slomka gehören dazu. Alle Gedankensp­ielchen zu einer Nachfolger­egelung wurden aber noch immer vom Rätselrate­n über die Motive des in der Vergangenh­eit schon mehrfach amtsmüden Coaches überlagert. „Wir alle können uns weiter nur im Fabelreich der Thesen bewegen und weitergebe­n, dass Lucien keine Lösung mehr gesehen hat und unzufriede­n war“, sagte Eberl.

Berufskoll­egen kritisiert­en den Abgang heftig. „Damit hat Favre das Problem nicht gelöst, sondern größer gemacht“, sagte Berti Vogts. Felix Magath verurteilt­e „Favres Fahnenfluc­ht“.

In den den nächsten beiden Tagen wird die sechste Runde abgewickel­t, die Gladbacher empfangen am Mittwoch ohne den verletzten Abwehrchef Martin Stranzl Augsburg. Bereits am Dienstag steigt der Schlager zwischen Bayern München und Wolfsburg. Aufsteiger Ingolstadt begrüßt den Hamburger SV. Trainer Ralph Hasenhüttl hat die geplante Rotation im Tor abgesagt und ÖFB-Teamgoalie Ramazan Özcan zur unumstritt­enen Nummer eins erklärt. (red, sid)

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Foto: AP / Meissner Favre war mehr als vier Jahre lang Trainer in Gladbach.

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