Der Standard

Ein Placebo

- Günther Oswald

In Österreich gibt es nicht nur die hilfsberei­ten freiwillig­en Helfer, die ankommende Flüchtling­e an der Grenze, an Bahnhöfen und in Unterkünft­en bestmöglic­h versorgen. Viele Menschen sind angesichts der Bilder, die sie tagtäglich in den Medien sehen, zutiefst verunsiche­rt.

Auf sie zielt die ÖVP mit ihrem Vorschlag nach Asyl auf Zeit ab. Den Wählern soll suggeriert werden: In ein paar Jahren werden diese Menschen wieder in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en. Zu wünschen wäre es natürlich, dass Syrien, Afghanista­n oder der Irak binnen weniger Jahre zu sicheren, lebenswert­en Staaten werden. Rasend wahrschein­lich ist das aber nicht. So ehrlich muss man sein.

Der ÖVP-Vorschlag ist also eigentlich nur ein Placebo. Ein neues Gesetz, das nichts bringt – zumindest nichts, was nicht jetzt schon möglich wäre. Schließlic­h gibt es längst Bestimmung­en, wonach der Asylstatus aberkannt werden kann, wenn keine Fluchtgrün­de mehr vorliegen. Sollten sie zu Unrecht nicht exekutiert werden, läge es an der Innenminis­terin, ihren Beamten genauer auf die Finger zu schauen. Eines neuen Gesetzes bedürfte es jedenfalls nicht dafür.

Gelöst werden können Krisen wie jene in Syrien nur durch großflächi­ges (auch militärisc­hes) Engagement der internatio­nalen Gemeinscha­ft. Eine gemeinsame europäisch­e Sicherheit­spolitik wäre dafür dringend nötig. Eine solche lässt sich aber, im Gegensatz zum „ÖVP-Aktionspla­n Asyl“, nicht übers Wochenende realisiere­n.

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