Der Standard

Kontrolle verloren

- Regina Bruckner

Nach dem spektakulä­ren Machtkampf zwischen Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn nun ein Umweltskan­dal: Kein Zweifel, der deutsche Autobauer Volkswagen hat – trotz Aufstiegs zum größten Autobauer der Welt neben Toyota – schon bessere Zeiten gesehen.

Nachdem Winterkorn nicht mehr anders konnte, als einzugeste­hen, dass man in Amerika Abgastests manipulier­t hat, haben sich die Anleger scharenwei­se von ihren Aktien getrennt. Satte 17 Milliarden Euro verlor der Dax-Konzern am Montag an Börsenwert. Schlimmste­nfalls drohen in den USA noch Strafzahlu­ngen in Milliarden­höhe. Das für sich genommen ist schon ein Desaster.

Noch viel schlimmer ist der Imageschad­en. Just ein deutscher Autobauer wird der Schummelei beim Umweltschu­tz überführt – und das in den USA, wo Volkswagen ohnehin nicht in Fahrt kommt. Das US-Geschäft sei eine „Katastroph­enveransta­ltung“, mahnte im Vorjahr der mächtige Betriebsra­tschef. Mittlerwei­le sind die USA Chefsache. Was die Sache noch viel schlimmer macht: Eine Trickserei dieses Ausmaßes kann nur heißen, dass Winterkorn den Zwölf-Marken-Weltkonzer­n nicht im Griff hat.

Seine Detailvers­essenheit brachte Winterkorn den Namen „Mr. Qualität“ein. Aber das darf nicht nur für Autos gelten, sondern auch für die Führung eines Konzerns. Wenn das der bestbezahl­te Dax-Manager nicht weiß, sind Zweifel an seiner Führungsqu­alität angebracht.

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