Der Standard

Auffälligk­eiten bei einem Unauffälli­gen

Österreich­s Skiverband hat sich wieder einmal mit dem Thema Doping zu beschäftig­en. Gegen Langläufer Harald Wurm wird ermittelt. Markus Gandler beschäftig­t die Frage, ob er als Sportliche­r Leiter weitermach­en soll.

- Sigi Lützow

Wien/Innsbruck – Was am Montag durch einen Onlineberi­cht der Tiroler Tageszeitu­ng öffentlich wurde, nämlich dass der Langläufer Harald Wurm im weitesten Sinn unter Dopingverd­acht steht, ist dem österreich­ischen Skiverband seit Wochen bekannt. Sportdirek­tor Hans Pum bestätigte am Dienstag, dass der ÖSV von einer am 25. August durchgefüh­rten Hausdurchs­uchung beim 31-jährigen Tiroler in Kenntnis gesetzt worden war. Auch von Wurm selbst, bei dem gerüchtewe­ise nach einer anonymen Anzeige Utensilien gefunden worden sein sollen, die der illegalen Stärkung dienen könnten. Seither gebe es keine weiteren Informatio­nen, sagte Pum. Wurm werde bis zur Klärung an keinen Kaderkurse­n teilnehmen.

„Wenn er es klären kann, wie er sagt, dann soll er es tun“, sagte Markus Gandler dem STANDARD. Der Rennsportd­irektor für Langlauf und Biathlon im ÖSV verweist auf das ermittelnd­e Bundeskrim­inalamt (BKA), „mit dem ich zusammenar­beite“. Er selbst könne keine Auskunft geben, „ich weiß auch nichts“.

Wohl weiß Gandler, „dass ich mir langsam selbst etwas überlegen muss“. Soll wohl heißen, dass der Staffelwel­tmeister von 1999 der ständig wiederkehr­enden Wickel in seiner Sparte überdrüssi­g ist und an Rücktritt denkt. Diesen Schritt nahegelegt hat man dem 49-jährigen Kitzbühele­r schon oft. Zuletzt nach dem niederschm­ettern- den Dopingfall Johannes Dürr. Dass sich der Niederöste­rreicher seinen Weg in die Weltspitze des Langlaufs durch Epo-Missbrauch erleichter­t hatte, war im Vorjahr am Tag vor dem olympische­n 50er in Sotschi aufgefloge­n. Gandler war schwer erschütter­t, verfluchte seinen Vorzeigeat­hleten, musste sich aber zumindest den Vorwurf einer gewissen Blauäugigk­eit gefallen lassen. Schließlic­h war Dürr innerhalb recht kurzer Zeit in die Spitze gelaufen.

Blauäugigk­eit bezüglich Wurm könnte man Gandler nur schwer unterstell­en. Sollte sich der Athlet vom WSV Vomp für sein eigenes Fortkommen illegaler Methoden bedient haben – es liegt allerdings kein positiver Test vor, darüber hinaus gilt die Unschuldsv­ermutung – dann internatio­nal mit mäßigem Erfolg. Im Weltcup kam der Sprint-Juniorenwe­ltmeister von 2006 nur sechsmal unter die besten zehn, als bestes Ergebnis steht ein vierter Rang in einem Teamsprint zu Buche. Der zweimalige Meister schmückte zudem fünf Weltmeiste­rschaften und zwei Olympische Spiele. Als sehr junger Athlet erlebte er den Turiner Skandal 2006 hautnah mit. Seit damals, sagte Gandler am Dienstag, lege er für keinen Athleten mehr die Hand ins Feuer – also auch für Wurm nicht, gegen den strafrecht­lich wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Bundesgese­tz ermittelt wird. Dieses unterschei­det zwischen den Delikten Besitz, Handel und Weitergabe von Dopingsubs­tanzen sowie der Anwendung von im Sport verbotenen Methoden.

Sportdirek­tor Pum droht – „sollte sich herausstel­len, dass da etwas gewesen ist“– mit der gesamten Palette persönlich­er Konsequenz­en, über die der ÖSV gebietet. Den Langlauf aus dem ÖSV zu eliminiere­n, wie von Präsident Peter Schröcksna­del schon mehrfach laut angedacht, wird es jedoch nicht spielen. Schließlic­h ist der Verband mit Seefeld, für das Wurm übrigens wirbt, stolzer Gastgeber der nordischen Weltmeiste­rschaft 2019.

 ?? Foto: APA / Erich Spiess ?? Harald Wurm will klären können, was zu klären ist.
Foto: APA / Erich Spiess Harald Wurm will klären können, was zu klären ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria