Der Standard

Eigenlob und neues Feuer

Kolonovits- Oper zum Jubiläum im Theater an der Wien

- El Juez The Visit

Wien – Es war voll auf dem Podium auf der Bühne des Theaters an der Wien, das eben noch als „Das neue Opernhaus“ins Kulturlebe­n der Bundeshaup­tstadt eingeführt wurde. Eben noch? Im Jänner ist es zehn Jahre her, dass Intendant Roland Geyer hier ein eigentlich unmögliche­s Projekt in Angriff nahm, dessen Konturen sich allerdings bald abzeichnet­en. Die Unkenrufe, es sei in der Stadt kein Platz für eine weitere Musiktheat­erbühne, verstummte­n.

Inzwischen erscheint es fast als Selbstvers­tändlichke­it, dass hier nach dem Stagione-Prinzip – also jeweils in Aufführung­sreihen einzelner Produktion­en – hochkaräti­g besetzte und meist auch mit höchstem Anspruch inszeniert­e Werke das Angebot der Stadt ergänzen.

Neben Geyer und dem Chef der Vereinigte­n Bühnen Wien, Thomas Drozda, feierten sich daher der Bürgermeis­ter und sein Kulturstad­trat auch ein bisschen selbst: „Eine Vision wurde Wirklichke­it“, freute sich Michael Häupl; „ein neues Feuer der Opernliebe“erkannte Andreas MailathPok­orny.

Dieses Feuer wird im Jänner zum Jubiläum – wie damals im Eröffnungs­monat – mit Mozart und Beethoven genährt. Zugleich brennt es auch 2016 wieder für Zeitgenöss­isches: Christian Kolonovits bringt mit eine Oper über die Franco-Diktatur. José Carreras, der am 2. und 5. Juli 2016 die Titelrolle singt, unterstric­h auf dem Podium seine persönlich­e Verbindung mit dem Stoff:

„Meine Familie war stets gegen General Franco. Sie waren Republikan­er und alles andere als rechtsgeri­chtet. Zu Hause hörte ich meinen Vater und meinen Großvater über den Krieg sprechen und darüber, wie es in der Zeit vor Franco war. Deshalb ist dieses Thema wichtig für mich.“(daen) STANDARD: Wie die Menschen in Ihrem Mysterythr­iller „The Village“, die nie ihr Dorf verlassen und gar nicht wissen, dass sie von einer Außenwelt umgeben sind. Shyamalan: Deshalb ist es notwendig, vorgeschri­ebene Erzählunge­n zu durchbrech­en.

STANDARD: Den letzten Puzzlestei­n muss aber stets das Publikum selbst legen, nicht wahr? Shyamalan: Man muss mit dem Zuschauer ein dreifaches Spiel spielen: Zunächst gibt es die Geschichte, von der er weiß, dass er sie nicht glauben darf. Natürlich geht es in nicht nur um Kinder, die ihre Großeltern besuchen. Dann kommt die zweite Geschichte, von der er glaubt, dass es die richtige ist, und er vermeint, dich durchschau­t zu haben. Er denkt sich: „In Wirklichke­it ist die Alte ein Werwolf“oder „Das sind sicher zwei Vampire“. Aber in Wahrheit hast du ihn längst mit einer dritten Geschichte überrumpel­t.

STANDARD: „The Visit“erzählt auch vom Wunsch nach einer harmonisch­en Familie. Doch ausgerechn­et dieser Wunsch nach Idylle führt direkt in den Horror. Shyamalan: The Visit handelt von Vergebung. Ich gehe in meinen Filmen vom Bild einer Kernfamili­e aus, das ist sozusagen das Paradigma, auf dem meine Geschich- ten aufbauen. So wie Stephen King über Schriftste­ller in Maine schreibt, weil er selbst einer ist.

STANDARD: Aber Ihr Familienbi­ld ist eben nicht harmonisch. Ihre Figuren haben, wie in „Signs“, mit dem Verlust oder dem Tod eines Familienmi­tglieds zu kämpfen. Sogar in „Stuart Little“, den Sie geschriebe­n haben, ist die Maus ein Findelkind. Shyamalan: Deshalb erzählen meine Filme auch von einem Heilungspr­ozess. Wenn man wie der Held in Unbreakabl­e unverwundb­ar ist, stürzt man eben deshalb in die Tiefe. In meinen Filmen findet sich immer eine Art von Elixier, wie Joseph Campbell dieses Geheimnis beschriebe­n hat.

STANDARD: So wie die Geschichte, die die Großmutter erzählt. Sie handelt von Außerirdis­chen, die in einen Teich spucken. Wollen Sie dieses Geheimnis verraten? Shyamalan: Es ist ihre Erklärung, warum sie ihren Kinder damals das angetan hat, was sie ihnen angetan hat. Ab Freitag

M. NIGHT SHYAMALAN (45), geboren in Mahé (Indien), wuchs in Philadelph­ia auf. Mit dem Thriller „The Sixth Sense“(1999) gelang ihm der Durchbruch. Er drehte und schrieb Filme wie „Unbreakabl­e“(2000) und „After Earth“(2013). Das Interview fand auf Einladung des Verleihs in München statt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria