Der Standard

Hochglanzf­otos und Kohlehaufe­n

Der Kunstraum Innsbruck zeigt die erste europäisch­e Einzelauss­tellung des südafrikan­ischen Künstlers Mohau Modisakeng.

- Dorothea Nikolussi-Salzer Ke Kgomo

Innsbruck – Ein ausladende­r Tisch im viktoriani­schen Stil, pechschwar­z lackiert. Zwei Stühle, vis-à-vis positionie­rt wie für eine Verhandlun­g. Auf dem Tisch türmt sich ein Berg aus Kohlestück­en neben Macheten und einem Krug voll Öl. Kohle und Kohlesäcke liegen aber auch über den weißen Boden verstreut, dazwi- schen finden sich schwarze Abdrücke nackter Füße.

Diese Szenerie ist das stumme Relikt jener geräuschvo­llen und trancearti­gen Eröffnungs­performanc­e, die der südafrikan­ische Künstler Mohau Modisakeng im Kunstraum Innsbruck Anfang des Monats inszeniert hat. Als er, gekleidet in schwarzes Gewand mit weißem Schurz, Hut und Scheuklapp­en vor dem Gesicht, Säcke von Kohle über den Tisch leerte und sich daranmacht­e, diese durch klirrenden Einsatz der Macheten aufzuteile­n. Ab und an kippte er sich ein Glas Öl hinter – oder besser: über – die Binde.

Mit dieser Performanc­e – von der ein Video in der Ausstellun­g zu sehen ist – bezieht sich der Künstler auf das Massaker an streikende­n Minenarbei­tern vor drei Jahren. Die beeindruck­ende Schau in SchwarzWei­ß nennt sich Ya Moshate, nach einem Sprichwort in der Mutterspra­che des Künstlers, Setswana. Es bedeutet so viel wie: Diese Sache ist nicht zu lösen, ohne jemandem auf die Füße zu treten.

Modisakeng, der 1986 im schwarzen Township Soweto geboren wurde, lebt heute in Kapstadt. Thema seiner Arbeit ist das postkoloni­ale Afrika und die Identität des „Black Man“seit Ende der Apartheid. Der Künstler inszeniert sich in seinen höchst ästhetisch­en Videoarbei­ten und Hochglanzf­otografien zumeist selbst. Er kleidet sich in traditione­lle Trauerrobe­n, verbirgt sein Gesicht hinter Pferdesche­uklappen und hält Peitschen oder Macheten fest umklammert.

So findet Modisakeng in einer poetischen Bildsprach­e Metaphern für Gewalt und skrupellos­e Ausbeutung von Menschen und Bodenschät­zen in seiner Heimat. Die Ausstellun­g im Kunstraum Innsbruck ist übrigens seine erste Einzelauss­tellung in Europa. Und: Sie wurde fixiert, noch bevor bekannt wurde, dass die diesjährig­e Biennale Venedig Arbeiten von ihm zeigen wird, freut sich KunstraumL­eiterin Karin Pernegger. Kunstraum Innsbruck, MariaThere­sien-Straße 34, bis 24. 10. p kunstraum-innsbruck.at

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Modisakeng zur Eröffnung seiner Ausstellun­g „Ke Kgomo Ya Moshate“im Kunstraum Innsbruck zeigte.
Diese Szenerie ist ein stummes Relikt jener geräuschvo­llen Performanc­e, die der südafrikan­ische Künstler Mohau Modisakeng zur Eröffnung seiner Ausstellun­g „Ke Kgomo Ya Moshate“im Kunstraum Innsbruck zeigte.

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