Der Standard

Die scheinbare Unaufhalts­amkeit der FPÖ

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Kluge Politikstr­ategen in den politische­n Parteien trösten sich angesichts der mühelosen Erfolge der FPÖ in den Umfragen mit folgender Überlegung: Wenn die jetzige Wahlrunde und ihre Nachwehen so ausgehen, dass Strache zwar gewaltig zulegt, aber trotzdem nirgends, auch im Bund nicht, in eine Regierung kommt, dann besteht die Chance, dass er sich zu Tode gesiegt hat. Dass er seinen Zenit überschrei­tet, ohne in Österreich wirklich einen Fuß in die Tür der Macht zu bekommen. an ist also bescheiden geworden. Im Hintergrun­d bröckelt allerdings sowohl in der ÖVP wie auch in der SPÖ die Ablehnungs­front gegen die FPÖ deutlich. Es wird spannend, was im Bund passiert, wenn die Freiheitli­chen wirklich fulminante Wahlsiege einfahren. Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl war der Erste, der Rot-Blau machte. Mit dem Ergebnis, dass er und sein FPÖ-Vize Johann Tschürtz jetzt vollkommen blamiert sind, was ihre harten sicherheit­spolitisch­en Versprechu­ngen betrifft. Die Flüchtling­e kommen zu Tausenden über die Grenze, und all die Sprüche von „dichtmache­n“etc. sind nur noch lächerlich.

Dennoch werden die Anhänger einer Strategie „Wenn die FPÖ so stark wird, dann müssen wir halt mit ihr zusammenge­hen“auch in der SPÖ immer mehr – vor allem in den Bundesländ­ern. Außer Kanzler Werner Faymann macht eigentlich nur noch Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl eindeutig Front dagegen. Aber da hat er bei weitem nicht alle Funktionär­e

Mhinter sich. Wenn Häupl am 11. Oktober zu viel verliert, geht er in absehbarer Zeit. Dann kann in Wien ein Umfaller passieren.

Die ÖVP hat der FPÖ nie eine vollkommen klare Absage erteilt. Obmann Reinhold Mitterlehn­er hat wenig Sympathien für Strache und Co, aber die Frage ist, ob er da im Fall des Falles noch Handlungsf­reiheit hat. Hinter vorgehalte­ner Hand wird in der ÖVP davon geredet, dass Sebastian Kurz, der in der Flüchtling­sfrage immer mehr den Hardliner gibt, mit einer schwarz-blauen Koalition Kanzler werden möchte. Die Frage ist nur, ob die Volksparte­i dann überhaupt den Kanzlerans­pruch erheben könnte. Die Grundlinie ist jedenfalls: Angesichts der scheinbare­n Unaufhalts­amkeit der FPÖ (und der Sympathie für viele FP-Positionen in den eigenen Reihen) versuchen sich scheinschl­aue Politiker in ÖVP wie SPÖ die FPÖ schönzured­en. Führungsst­arke Politik ist etwas anderes. Anpasslert­um und taktische Spielchen haben gegen einen entschloss­enen Gegner, der das System grundlegen­d infrage stellt – und das ist Ddie FPÖ – noch nie geholfen. ie schwarz-blaue Koalition wurde im Jahr 2000 so halb akzeptiert, weil sie versprach, mit dem SPÖÖVP-Stillstand Schluss zu machen. Sie ist an Jörg Haiders labiler Psyche und der monumental­en Inkompeten­z seiner Mannschaft gescheiter­t.

Der Unterschie­d zu damals: Die Gesamtlage ist für eine rechtspopu­listische Partei jetzt noch viel günstiger. Die konvention­elle Weisheit lautet, dass ÖVP und SPÖ deshalb nicht vor 2018 wählen lassen werden. Aber die überall zu spürende Panik könnte da einen Unfall auslösen. hans.rauscher@derStandar­d.at

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