Der Standard

Österreich­s Versagen

- Irene Brickner

Dass viele der Flüchtling­e, die derzeit nach Europa drängen, auch vor dem Hunger in den Lagern rund um Syrien fliehen, weist auf ein tiefes Versagen der Weltgemein­schaft hin: Angesichts des weiter sich vertiefend­en Syrien-Krieges kein Geld für Lebensmitt­elhilfe mehr lockerzuma­chen kommt unterlasse­ner Hilfeleist­ung auf internatio­naler Ebene gleich.

Nun stellt sich heraus, dass auch Österreich zu den säumigen Zahlern unter den Staaten gehört – und zwar nicht etwa aus akutem Geldmangel oder politische­r Uneinigkei­t, sondern aus rechtliche­n Gründen. Während das UN World Food Programme, um die hilfsbedür­ftigen Menschen in den Lagern bis Jahresende zu verköstige­n, vor einem Fehlbetrag von 248 Millionen Euro steht, widmet man sich einem Vertragsun­terzeichnu­ngsmaratho­n.

Das ist mehr als nur ein organisato­risches Problem, mehr als Schlendria­n: Angesichts der Dringlichk­eit der Probleme äußert sich darin ein massiver Mangel an Solidaritä­t. Dieser steht in Gegensatz zu den wortreiche­n Bekundunge­n der Regierungs­spitze, wie wichtig die Erhöhung der EU-Lebensmitt­elhilfe in den vom Krieg betroffene­n Staaten des Nahen Ostens denn sei.

Dass man sich beim World Food Programme gezwungen sieht, die Gelder aus Österreich vorzufinan­zieren, setzt dem Skandal die Krone auf. Da bleibt nur zu hoffen, dass dazu zumindest kein Kredit aufgenomme­n werden muss.

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