Der Standard

Banken erhöhten Budgetdefi­zit seit 2009 um 11,4 Milliarden

Ohne die Hypo wäre das Budgetdefi­zit im Vorjahr bei nur einem Prozent gelegen. Mit Hypo sind es 2,7 Prozent geworden. Insgesamt haben die maroden Banken das Defizit seit 2009 um 11,4 Milliarden Euro erhöht.

- Günther Oswald

Wien – Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling rüstet sich für die Auseinande­rsetzung mit den Gläubigern der Hypo-Abwicklung­sgesellsch­aft Heta. Am Dienstag hat ein Gesetzesen­twurf den Ministerra­t passiert, der die Basis für die Gläubigerb­eteiligung legt. Es gilt, das acht Milliarden Euro tiefe Finanzloch der Heta zu füllen.

Demnach hat eine Einigung mit zwei Dritteln der Gläubiger Bindungswi­rkung für die übrigen Gläubiger. In ihre Forderunge­n wird zwar nicht eingegriff­en – in die Haftung aber schon. Sie wird auf die vereinbart­e Ausgleichs­zahlung begrenzt. Das Gesetz sieht auch die Errichtung einer Zweckgesel­lschaft vor.

Das Hypo-Desaster hat das Budgetdefi­zit 2014 von 1,0 auf 2,7 Prozent in die Höhe getrieben. Insgesamt haben die Banken das Defizit seit 2009 um 11,4 Milliarden Euro erhöht. (red)

Wien – Eigentlich hätte 2014 ein richtig gutes Jahr für den Finanzmini­ster werden können. Ohne das Hypo-Desaster wäre das Budgetdefi­zit im Vorjahr nur bei 1,0 Prozent der Wirtschaft­sleistung (BIP) gelegen. Das wäre der beste Wert seit 2001 gewesen. Wäre zählt aber bekanntlic­h bei der Erstellung des Budgetabsc­hlusses nicht. Deshalb fiel das gesamtstaa­tliche Defizit am Ende dann mit 2,7 Prozent doch wieder etwas üppiger aus, wie die Statistik Austria am Dienstag bekanntgab.

Wie berichtet, hat sich im Sommer herausgest­ellt, dass das Loch in der Hypo-Bilanz für 2014 größer als befürchtet war. Daher musste auch die Statistiks­chätzung aus dem Frühjahr noch einmal nach unten korrigiert werden (um 1,1 Milliarden Euro). Am Ende mussten der Hypo-Abbaubank Heta 2014 von Staatsseit­e gut 5,6 Milliarden Euro zugeschoss­en werden. Abzüglich der Einnah- men aus dem Bankenpake­t (Haftungsen­tgelte, Dividenden) wurden 5,3 Milliarden defizitwir­ksam (siehe Grafik).

Insgesamt haben Hypo Alpe Adria, Kommunalkr­edit, ÖVAG und Hypo Tirol seit 2009 das Defizit um 11,38 Milliarden Euro erhöht. Und auch der Budgetabsc­hluss für das heurige Jahr wird noch in Mitleidens­chaft gezogen werden. Wie berichtet, hat der Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) im Juli das Hypo- Sondergese­tz gekippt. Dadurch leben zuvor annulliert­e Schulden wieder auf, weshalb das Budgetdefi­zit 2015 um rund 1,7 Milliarden Euro höher ausfallen wird.

Eigentlich ging es bei dem VfGH-Urteil zwar „nur“um 1,6 Milliarden Euro, etwa 100 Millionen fallen aber zusätzlich für Verzugszin­sen und Fremdwähru­ngskosten (Schweizer Franken) an.

Der Abschlussb­ericht der Statistik Austria zeigt aber auch, dass es zwischen den Bundesländ­ern – auch wenn diese in Summe ausgeglich­en bilanziere­n – deutliche Unterschie­de gibt. Im Vorjahr waren nur mehr Salzburg, Tirol und das Burgenland im Plus. Die anderen sechs Länder bilanziert­en negativ. Das größte Minus fuhr Niederöste­rreich mit 114 Millionen Euro ein. Insgesamt befinden sich 69 Prozent aller Landesschu­lden in ausgeglied­erten Einheiten.

Berücksich­tigt man auch die Größe der Länder, also die Bevölkerun­gszahl, zeigt sich, dass Kärnten mit einem Schuldenst­and von 5546 Euro pro Kopf noch schlechter als Niederöste­rreich dasteht. Die geringste Pro-Kopf-Verschuldu­ng gibt es in Tirol (309 Euro pro Kopf) und Vorarlberg (485 Euro).

Steirische Gemeinden Letzter

Interessan­t ist auch ein Blick in die Gemeindefi­nanzen. Pro Kopf sind die steirische­n Kommunen (1403 Euro) am stärksten verschulde­t. Danach folgt aber bereits das auf Landeseben­e kaum verschulde­te Vorarlberg (1342 Euro pro Bürger).

Der gesamte Staat war Ende 2014 mit 277,4 Milliarden Euro verschulde­t, was einer Quote von 84,2 Prozent der Wirtschaft­sleistung entspricht. Auch hier schlägt die schlechter­e Hypo-Bilanz zu Buche. Allerdings: Mittlerwei­le sind sämtliche Hypo-Risiken im Budget verbucht. Jeder Euro, den der Staat bei der Abwicklung der Heta einnimmt, wird also den Schuldenst­and wieder senken. Offen ist aber natürlich, wie hoch die Einnahmen ausfallen werden.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling zeigte sich am Dienstag jedenfalls angesichts der StatistikA­ustria-Zahlen gelassen. Mit einem Defizit von 2,7 Prozent habe man die eigenen Pläne „punktgenau“erfüllt.

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