Der Standard

ÖVP-Mitarbeite­r buchte gefaktes Neos-Inserat

Private Handynumme­r von Strolz wurde veröffentl­icht – ÖVP entschuldi­gt sich

- Günther Oswald

Matthias Strolz staunte nicht schlecht. Am Wochenende meldeten sich am Handy des Neos-Chefs Interessen­ten für die Büroräume der Partei in der Wiener Neustiftga­sse.

Ein Unbekannte­r hatte im Immobilien­teil des STANDARD (Ausgabe 3./4. Oktober) ein Inserat geschaltet: „Vormieter gescheiter­tes Start-up“, hieß es darin. Daher sei das 300 Quadratmet­er große Büro „per sofort unbefriste­t verfügbar“. Als Ansprechpa­rtner wurde ein Herr Strolz angegeben – mit der echten Handynumme­r des NeosGründe­rs.

der STANDARD konnte in der Zwischenze­it die IP-Adresse des Auftraggeb­ers ausfindig machen. Sie ist seit Mai 2002 beim Provider Tele 2 auf die ÖVP Wien eingetrage­n. Eine Rückfrage bei Tele 2 ergab, dass die IP-Adresse noch im- mer den Landesschw­arzen am Rathauspla­tz 9 gehört.

Strolz zeigte sich auf Anfrage empört: Er erwarte sich von ÖVPLandesp­arteichef Manfred Juraczka eine „klare öffentlich­e Entschuldi­gung“, auch der schwarze Klubobmann im Parlament, Reinhold Lopatka, und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er sollten aus seiner Sicht klarstelle­n, dass sie derartige Methoden ablehnen.

„Es ist meines Wissens ein einmaliger Vorgang in der Zweiten Republik, dass eine Parlaments­partei die private Nummer eines Parteichef­s veröffentl­icht“, sagt Strolz. Er spricht von einer „Grenzübers­chreitung“, die er auch in der Präsidials­itzung aller Parteien am Freitag im Parlament zur Debatte stellen will. „Wenn wir uns auf dieses Niveau begeben, haben wir viel an politische­r Kultur verloren.“

Rechtliche Schritte erwägt der Neos-Chef nicht. „Da ist mir die Zeit zu schade, das zu Gericht zu bringen.“Es gehe um „Anstand“, den die Wiener ÖVP im aktuellen Wahlkampf gerne propagiere. „Aber das ist die eklatantes­te Verletzung von Anstand, die ich im Wahlkampf gesehen habe.“

Bei der Wiener ÖVP sah man zunächst keinen Grund für eine Entschuldi­gung. Landesgesc­häftsführe­r Hoch betonte, dass es sich keineswegs um eine offizielle Aktion der Wiener ÖVP gehandelt habe. „Wir machen ja kein Dirty Campaignin­g.“Am Donnerstag­abend korrigiert­e er dann aber seine Aussage: „Die Anzeige ist nicht im Auftrag und ohne Wissen der Parteiführ­ung von einem Wahlkampf-Mitarbeite­r in Eigenregie gestaltet worden. Die Geschichte war eigentlich nicht bösartig, sondern als Gag zu verstehen, hat uns der Mitarbeite­r versichert.“Und Hoch weiter: „Die Veröffentl­ichung der Privatnumm­er von Matthias Strolz ist besonders unglücklic­h gelaufen und die Parteiführ­ung möchte sich in aller Form bei dem Bundesobma­nn der Neos dafür entschuldi­gen.“

 ?? Foto: Cremer ?? Für 2000 Euro Nettomiete wurden die NeosBürorä­umlichkeit­en inseriert. Tatsächlic­h will Matthias Strolz natürlich nicht vermieten.
Foto: Cremer Für 2000 Euro Nettomiete wurden die NeosBürorä­umlichkeit­en inseriert. Tatsächlic­h will Matthias Strolz natürlich nicht vermieten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria