Der Standard

Nigeria: „Baba Go Slows“Gefährten im Kabinett

Präsident Buhari holt bekannte Gesichter – Korruption­svorwürfe und wenige Frauen

- Katrin Gänsler

Abuja/Cotonou – Nach langem Warten ist nun endlich einigermaß­en klar, wer in den kommenden Jahren am Kabinettst­isch von Muhammadu Buhari sitzen wird. Gut vier Monate hat sich der Ende März gewählte Präsident Nigerias Zeit gelassen, um 21 Namen zu präsentier­en. Dafür wurde er gerne als „Baba Go Slow“bezeichnet – eine Anspielung auf seine oft im Wahlkampf genutzte Bezeichnun­g „Baba“und die unerträgli­chen Staus („go slows“) in der Metropole Lagos.

Genervt vom Zögern des Präsidente­n waren zuletzt vor allem Unternehme­r. Ohne arbeitende Ministerie­n gab es für sie keine staatliche­n Aufträge. Zudem fehlte die Richtung, die Nigeria nun einschlage­n soll. Anhänger verteidigt­en Buhari mit dem Argument, der Präsident wolle eine handverles­ene Schar präsentier­en – und diese Auswahl dauere eben. Tat- sächlich ist die Bildung einer verlässlic­hen Regierung keine einfache Aufgabe in einem Land, in dem oft die Seiten gewechselt werden und Politik als Business gilt. Dass es gar so lang dauerte, stützt aber Argumente von Kritikern, die statt angekündig­ter Reformen alten Wein in neuen Schläuchen vermuten, sagt Seija Sturies, Chefin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Abuja.

Denn Überraschu­ngen bietet die Liste nicht. So galten die früheren Gouverneur­e Babatunde Fashola (Lagos) und Rotimi Amaechi (Rivers) als recht sichere Kandidaten. Fashola war es gelungen, im Moloch Lagos die Kriminalit­ätsraten zu reduzieren, die Stadt zu begrünen und ein wenig Struktur in den öffentlich­en Nahverkehr zu bringen. Die Wirtschaft­smetropole gilt heute als freundlich­er und entspannte­r.

Auf eine verbessert­e Infrastruk­tur und Wirtschaft­sförderung hat auch Amaechi gesetzt. Außerdem verließ er schon 2013 die damals regierende People’s Democratic Party (PDP) und den früheren Präsidente­n Goodluck Jonathan. Ein Ministerpo­sten dürfte nun die Belohnung sein. Gegen beide gibt es aber Korruption­svorwürfe.

Auch weitere Weggefährt­en Buharis sind auf der Liste, etwa Kayode Fayemi – ursprüngli­ch aus der Zivilgesel­lschaft, im Wahlkampf einer der Strategen, die Buhari und seine Antikorrup­tionskampa­gne zum Sieg führten. Für viele enttäusche­nd ist, dass unter den 21 Ausgewählt­en nur drei Frauen sind. „Dabei hat Buharis Partei APC im Wahlkampf von einem Frauenante­il von 35 Prozent gesprochen“, klagt Sturies.

Allerdings könne sich das noch ändern. Denn die Liste ist noch nicht vollständi­g, da in der Regierung alle 36 Bundesstaa­ten vertreten sein sollen. Ihre Arbeit können die Politiker ohnehin noch nicht aufnehmen. Vorerst sind sie Nominierte, die der Senat ab 13. Oktober überprüft. Auch Ressortbes­etzungen sind noch nicht geklärt.

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Fashola.
Foto: AP / Sunday Alamba Hoffnungs träger Babatunde Fashola.

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