Der Typ mit der weißen Weste
Wenn er am Kabel hängt, könnte man fast Mitleid bekommen mit dem Audi A3 Sportback e-tron. Er schaut so abhängig aus. Unabhängig davon pirscht er sich leise durch die Stadt und fährt kraftvoll jede Bergsteigung hinauf.
Wien/Bruneck – „e-tron, eh klar“, ist man versucht zu sagen in Zeiten wie diesen. Und schreibt es auch. Die Zeiten sind schmutzig, da gehört zumindest für die Stadt ein elektrischer Antrieb her, der im Fahrbetrieb weder klimaschädigendes CO noch Stickoxide oder Rußpartikel absondert. Der Audi A3 Sportback e-tron ist so ein Fahrzeug.
Plug-in-Hybrid nennt sich sowas, kein rein elektrisches Auto, sondern eine Kombination aus elektrischem Antrieb und – wie in vorliegendem Fall – einem Benziner. Das ist bei einer Fahrt von Wien ins Südtiroler Pustertal, das ja nicht gerade um die nächste Biegung liegt, durchaus von Vorteil. Man muss nicht Stunden und Stunden an Ladestationen verbringen und kann das Ziel in überschaubarer Zeit erreichen.
Die Fahrt aus der Garage wird zur ersten Bewährungsprobe. „Ist der Motor überhaupt an?“, fragt die Begleitung. „Hören tut man nichts, aber ich denke schon“, sage ich. Den Schalthebel auf R gestellt – R wie rückwärts oder return –, den Rückspiegel gut im Blick, mit dem Fuß vorsichtig das Pedal gedrückt, und das Rätselraten ist vorbei, ob der Motor an ist oder vielleicht doch nicht. Das 1615 Kilo schwere Auto, dem man das Gewicht aber gar nicht ansieht, setzt sich mit rund 160 zusätzlichen Kilos an Gepäck und Eigengewicht von Fahrer und Beifahrerin leise in Bewegung.
Längst ist der Schalthebel des Automatikgetriebes auf D gestellt – D wie drive. Und noch immer ist nichts zu hören außer dem Abrollgeräusch der Räder und dem Klickklickklick des Seitenwinkers beim Abbiegen an der Kreuzung. Mit voller Batterie schafft man locker 40 Kilometer, mit entspannter Fahrweise, ausgeschalteter Klimaanlage und Ausblenden anderer Stromfresser auch mehr. Das reicht für Fahrten in der Stadt völlig, für Ausflüge aufs Land oder in die Berge muss dann aber doch wieder Benzin fließen.
Auto denkt mit
Das ist zwischen Wien und Wiener Neustadt der Fall. Meldet sich der Benzinmotor mit 102 PS, wird es ein wenig markiger, aber nicht sehr viel mehr. Die Bordelektronik spielt alle Stückerln. Ein guter Einfall der Designer ist die Idee mit dem Bildschirm, der ohne Zutun aus dem Armaturenbrett fährt, sobald der Motor an ist. Die Bedienung mittels Drehrad zwischen Fahrer- und Beifahrersitz erschließt sich einem (fast) intuitiv. Ein Touchscreen wäre freilich die noch elegantere und einfachere Lösung – nur ergonomisch nicht.
Das Auto denkt aber mit. Wird’s dunkel, etwa in den Tunneln Richtung Graz, geht das Licht an. Beginnt es zu tröpfeln, arbeiten die Scheibenwischer drauflos. Und ab einer gewissen Geschwindigkeit, nämlich genau ab 130 km/h, schaltet der A3 e-tron automatisch vom Elektromotor auf den Benziner um. Das ist ökologischer. Falls, ja falls zuvor noch genügend Saft in der Lithium-Ionen-Batterie war und der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.
Über die EV-Taste lassen sich jedenfalls verschiedene Betriebszustände vorgeben: rein elektrisch fahren, die Batterieladung nutzen und unterstützend im automatisch laufenden Hybridmotor einsetzen oder die Ladung halten mit der Kraft des Benziners. Oder die Batterie während der Fahrt vom Verbrenner aufladen. Dann genehmigt sich der e-tron aber einen Extraschluck Benzin.
Die Pässe links und rechts des Pustertals meistert das Auto mit Bravour. Das Weiß der Karosserie korrespondiert perfekt mit den Schneefeldern auf den Gipfeln. Es sind die letzten, die den heißen Sommer überlebt haben. Nun kann er kommen, der Neuschnee.