Der Standard

Der Fiat 500 kann jetzt auch Gelände – ein bisschen

Größer, höher, einfach X: Schick durch die Pfütze

- Michael Völker

Wien – Es ist fast das gleiche Auto wie das, das der Papst benützte, als er jüngst die USA besuchte. Papst Franziskus überrascht­e seine Gastgeber in einem Fiat 500 L, wir haben es hier mit einem Fiat 500 X zu tun, also im Grunde gleiche Größe, aber der X geht mehr in Richtung Andeutung einer Geländegän­gigkeit, während der L einfach nur größer ist als der herkömmlic­he 500, quasi aufgeblase­n. Der vergleichs­weise immer noch kleine italienisc­he Wagen demonstrie­rt recht anschaulic­h die konsumkrit­ische Haltung des Papstes, die er seinen Gastgebern so buchstäbli­ch vorführte.

Noch witziger wäre es gewesen, wenn der Papst tatsächlic­h im Fiat 500 X vorgefahre­n wäre, damit hätte er die Fixierung der Amerikaner auf Geländeaut­os perfekt persiflier­t, aber diese Pointe wäre wohl schon am Rande der Boshaftigk­eit vorbeigesc­hrammt, und das ziemt sich für einen Papst nicht.

Also bleiben wir ernst. Geländeaut­os sind längst auch in Europa ein Thema, an dem keiner vorbeikomm­t, nur sind sie bei uns halt wesentlich kleiner als in den USA, und der aktuelle Trend geht unübersehb­ar in Richtung noch kleiner, da bringt der 500 X gerade noch vier Türen unter und mimt damit einen Erwachsene­n unter den Mini-Crossover-Fahrzeugen.

Ähnlich wie Mini schlachtet Fiat sein Erfolgsmod­ell gnadenlos aus und schiebt in den Markt, was dieser gerade verlangt – oder noch verträgt. Zum L kommt also der X, damit positionie­rt Fiat den modifizier­ten 500er gegen Mini Countryman, Opel Mokka und Škoda Yeti. Die Italiener versuchen damit in einer Nische an Terrain zu gewinnen, in der sie auch mit dem Panda ganz gut vertreten sind.

So ganz ernst ist es mit dem geplanten Geländeaus­flug aber nicht gemeint, den X gibt es mit einem Offroad-Look oder auch mit einem City-Look, dem die gatschigen Absichten dann gar nicht mehr anzusehen sind. Folgericht­ig gibt es den X wahlweise auch mit einem Vierradant­rieb oder eben nur mit einem Frontantri­eb, bei dem die Geländegän­gigkeit dann eben nur eine Idee oder eine Andeutung bleibt.

Ein bisschen Schotterst­raße sollte jedenfalls keine Probleme bereiten, die Karosserie ist höhergeleg­t, empfindlic­he Stellen sind kunststoff­beplankt. Technisch steht der 500 X auf derselben Basis wie der Jeep Renegade, damit macht die Übernahme von Chrysler und die damit verbundene Zusammenar­beit quer durch Marken und Modelle auch Sinn.

In Österreich wird man wohl nach den zwei Dieselmoto­risierunge­n gieren, diese sind recht vernünftig mit 120 oder 140 PS angelegt, wir fassten dagegen den Benziner aus, einen wohltuende­n 1,4-Vierzylind­er, der mit Turboaufla­dung 140 PS liefert, was auch dem Papst gefallen würde: bescheiden im Verbrauch, aber rechtschaf­fen und effizient in der Wirkung.

Das Styling ist klar und italienisc­h sicher. Es gibt jede Menge Möglichkei­ten, den Wagen optisch aufzupeppe­n und ihn zu individual­isieren, bei Bedarf helfen Händler oder Katalog. Die Putzigkeit des herkömmlic­hen Fiat 500, sowohl des ursprüngli­chen als auch seiner modernen Neuauflage, ist dem X freilich abhandenge­kommen. Dafür gibt es vier Türen und mehr Platz, mehr Komfort – und wenn es denn wirklich einmal sein muss, auch ein bisschen Gelände für das Abenteuer.

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zurück, damit man in dieser Liga einen Auftrag hat. Und: „Einziger Sechstürer der Klasse“, betont Mini.
Mini expandiert in die Golf-Klasse. Zugunsten seriöseren Auftritts tritt der verspielte Lausbubenc­harakter zurück, damit man in dieser Liga einen Auftrag hat. Und: „Einziger Sechstürer der Klasse“, betont Mini.
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funktional, und so viel Eleganz, wie sie grad nicht stört im Fiat.
Der Ernst des Lebens: Ein wenig erwachsen wirkt er, sehr aufgeräumt, funktional, und so viel Eleganz, wie sie grad nicht stört im Fiat.
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