Das bewegte Scheunentor
Mini füllt jede Nische. Die Kleinwagen-Kultmarke schließt mit dem neuen, von 3,96 auf 4,25 Meter Länge gewachsenen Clubman die Lücke zwischen Mini 5-Türer (3,98 m) und BMW 2er Active Tourer (4,34 m). An Extravaganz bleibt: das Hecktürkonzept.
Fuschl/Salzkammergut – Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann, sagte Jean Paul einmal. G’scheiter Mann, g’scheiter Satz, zumal in Zeiten einer in Auflösung befindlichen Gegenwart. Erinnern wir uns also; die Präsentation des Mini Clubman im innerösterreichischen Paradies rund um Fuschl provoziert das auch geradezu. Jugend auf dem Lande. Die ganze Welt noch Abenteuer. Jede Scheune will erforscht sein. Wir lernten: Damit das zweite Tor aufgeht, will vorher das erste geöffnet sein. Des Türfalzes wegen.
Ja, und da sitzen wir nun in diesem bewegten Scheunentor, dem Clubman, und vernehmen von einer 1960 bei Mini einsetzenden, dem nämlichen Prinzip folgenden Tradition der Splitdoors. Sie findet in der Neuauflage als Haupterkennungsmerkmal ihre Fortsetzung und trübt als vertikaler Balken die Sicht im Rückspiegel.
Die andere Extravaganz, das bisherige Seitentürkonzept, wurde entsorgt im Orkus der Historie, denn um in jener Liga, in der der Clubman nun antritt, zu reüssieren, bedurfte es nach Meinung seiner Macher eines Entwicklungs- sprungs, wenn wir das recht verstanden haben. Weg vom spaßorientierten Hedonismus, erwachsener, seriöser sollte er werden, mit eigenständigem Profil. Ergebnis: „Wir sind der einzige Sechstürer im Segment“, womit wir endlich dort wären, wo der Clubman hinwill, in der Golf-Liga.
Mit 4,25 m Länge wächst der Scheunentor-, der Rucksack-Mini um fast 20 cm, ein Gebot der Nischenlogik. Damit ist er um zwei Millimeter kürzer als ein VW Golf, aber 27 Zentimeter länger als der 5-Türer-Mini und neun kürzer als BMWs 2er Active Tourer – und alle drei basieren auf der hoch- variablen Frontantriebsarchitektur des Konzerns, die uns noch viele bunte Neuheiten bescheren soll.
Hinsichtlich Platz für Passagiere, deren Zeugs und Gepäck ist dies das bisher großzügigste Angebot der Marke, selbst der Kofferraum (360–1250 Liter) kann sich sehen lassen im Vergleich – Golf: 380–1270, Opel Astra: 370–1210.
Hinsichtlich Fahrerlebnis bemüht Mini wiederholt die GokartFloskel. Warum, weiß der Marketing-Himmel, nötig wäre es nicht. Denn auch mit neuem Gardemaß fährt der Clubman quasi ums Eck, und die Lenkung ist so direkt, dass sie schon fast nervös wirkt. Ein echtes Fahrspaßvehikel, wozu auch die Motoren ihren Beitrag leisten, besonders die g’schmackigen wie der Cooper S. So. Und nun schließen wir das Scheunentor und ziehen uns zurück ins Paradies Salzkammergut, auf ein Plauscherl mit Jean Paul vielleicht.