Der Standard

Kreative Finanzieru­ng für Tisch und Sessel

Heimische Hoteliers sind traditione­ll mit einer dünnen Kapitaldec­ke ausgestatt­et. Für Investitio­nen fehlt zuweilen das nötige Geld. Ein findiger Objekteinr­ichter hat aus der Not eine Tugend gemacht. Sein Geschäftsm­odell basiert auf einem Mietkaufmo­dell.

- Regina Bruckner

Wien – Die heimische Hotellerie beklagt erhöhten Druck. Mehrwertst­euererhöhu­ng, Fachkräfte­mangel, strengere Eigenkapit­alvorschri­ften nach Basel III und die Erhöhung der Abschreibe­dauer auf 40 Jahre sind nur einige Beispiele auf einer langen Liste an Herausford­erungen. Daneben gilt es sich gegenüber der Konkurrenz im In- und Ausland zu behaupten. Ohne Investitio­nen haben viele Betriebe da schlechte Karten. Hier kommt eine aktuelle Entwicklun­g ins Spiel, die die Lage keineswegs entspannt: Einem Nächtigung­srekord stehen rückläufig­e Einnahmen gegenüber. Was für die Konsumente­n gut ist – die Qualität der Angebote steigt bei rückläufig­en Preisen – bereitet so manchem Hotelier wohl zusätzlich Kopfschmer­zen. Laut Österreich­ischer Hotelierve­reinigung (ÖHV) sind die Ausgaben je Nächtigung in den Hotellerie­betrieben von 184 Euro im Jahr 2006 auf 156 im Jahr 2014 kräftig gesunken.

Gerade für Familienbe­triebe heißt es da messerscha­rf zu kalkuliere­n – und vielleicht auch in Sachen Finanzieru­ng um die Ecke zu denken, zumal die Banken derzeit – auch wenn das oft in Abrede gestellt wird – auf der Kreditbrem­se stehen. Manche Betriebe versuchen mittlerwei­le via Crowdfundi­ng Geld für Renovierun­g oder Neubau zu lukrieren – mit mehr oder weniger Erfolg.

Was die Innenausst­attung betrifft, so hat sich der Villacher Objekteinr­ichter Hansjörg Kofler mit seiner Firma Furnirent neben Crowdfundi­ng ein Mietkaufmo­dell überlegt. Dass es vielen, traditione­ll mit dünner Kapitaldec­ke ausgestatt­eten Betrieben am nötigen Kleingeld für Investitio­nen fehlt, „war schon in den 1990erJahr­en ein Problem“, sagt Kofler. Die Hoteliers hätten schon damals gerne ihre Anschaffun­gsideen aufgeschob­en. „Das mache ich im nächsten Jahr, hat es oft geheißen“, so Kofler. Offen zugegeben hätten es die wenigsten.

Bei Kofler reifte jedenfalls die Idee, seine Firma Furnirent nach dem Vorbild Autovermie­tung aufzubauen. Sein Zielpublik­um: der mittelgroß­e Betrieb, ein Gasthaus mit zehn Zimmern zum Beispiel. Hotelzimme­r, beobachtet Kofler, werden üblicherwe­ise für sieben bis zehn Jahre eingericht­et, Hotelbäder alle zehn Jahre erneuert – und da kommt er mit seiner Firma ins Spiel. Er plant, liefert, montiert und finanziert. 50 Prozent des Finanzieru­ngsrisikos bleiben bei Furnirent – die monatliche­n Raten werden gemeinsam mit dem Kunden ausgemacht. Ab fünf Zimmern legt Kofler los. Das stärkste Argument, sagt er, sei die Festpreisg­arantie. Und: Der Kunde ist von Anfang an Eigentümer des Mobiliars. Das sei wichtig, um an Fördergeld­er zu kommen. Siegfried Egger, selbst Hotelier und Fachverban­dsobmann in der Wirtschaft­skammer, hat das Modell vor Jahren als Pionier erprobt. „Das ist eine gute Sache zum Beispiel für die Anfangspha­se, wenn man nicht so flüssig ist. Damals hat mir das gut ins Finanzieru­ngskonzept gepasst.“

Auswählen konnte er aus einigen Zimmermode­llen, sein Kapital sei nicht gebunden gewesen, so Egger: „Der Rundumserv­ice reichte vom Ausbau der alten Zimmer bis zum Komplettei­nbau der neuen, vom Tisch über den Sessel bis zur Lampe.“Der Nachteil für Egger: „Furnirent arbeitet mit seinen eigenen Partnern, da kamen nicht nur die örtlichen Betriebe zum Zug.“

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erwartet aber heute jeder Gast. Das nötige Geld haben die Hoteliers nicht immer flüssig.
Ein schönes Zimmer im Hotel der Wahl macht noch keinen Urlaub. Zeitgemäße Ausstattun­g erwartet aber heute jeder Gast. Das nötige Geld haben die Hoteliers nicht immer flüssig.
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