Der Standard

Verkehrsmi­nister rauften sich bei Bahn zusammen

Westbahn zieht gegen neue Rex200-Züge vor Gericht

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Luxemburg/Wien – Nach monatelang­er Blockade haben sich die EU-Verkehrsmi­nister auf Eckpunkte des sogenannte­n Vierten Eisenbahnp­akets geeinigt. Damit ist der Weg zu Verhandlun­gen über Liberalisi­erung und Harmonisie­rung der national abgeschott­eten Bahnmärkte in der EU frei.

„Die EU braucht einen harmonisie­rten Eisenbahnm­arkt, der Schluss macht mit dem technische­n Flickentep­pich. Zurzeit gibt es über 11.000 europäisch­e und nationale Regeln für technische Sicherheit im Schienenve­rkehr“, mahnte der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses im Europäisch­en Parlament, Michael Cramer von den Grünen. Das Paket soll die Zulassung von Schienenfa­hrzeugen beschleuni­gen. Sie kann zwei Jahre dauern und bis zu sechs Millionen Euro pro Fahrzeugty­p kosten. Zeitaufwan­d und Kosten sollen um 20 Prozent senken.

Transparen­z bei Finanzen

Vom Tisch ist mit der politische­n Einigung auch die von Deutschlan­d und Österreich massiv bekämpfte Teilung nationaler Bahngesell­schaften in Absatzund Infrastruk­tur, verkündete Verkehrsmi­nister Alois Stöger (SPÖ). Gemütliche­r dürfte es für den Eigentümer­vertreter der ÖBB dadurch wohl nicht werden. Denn Cramer kündigte an, sich insbesonde­re der Transparen­z der Finanzströ­me innerhalb der Bahnkonzer­ne zu widmen, um für effiziente­n Einsatz der Steuergeld­er zu sorgen. Die Einigung mit dem Europaparl­ament steht noch aus.

Stichwort Beihilfen: Verdacht, dass Ministeriu­m und Verkehrsve­rbund-Ostregion (VOR) ab Vollinbetr­iebnahme des Hauptbahnh­ofs Wien im Dezember bei der ÖBB zusätzlich­e beschleuni­gte Regionalzü­ge (Rex200) ab Westbahnho­f bestellt und damit den bis 2019 laufenden Verkehrsdi­enstevertr­ag stark verändern, hegt Konkurrent Westbahn und beeinspruc­hte die Vergabe beim Verwaltung­sgericht.

Grund für die Fahrplanän­derungen ist die Verlagerun­g von Fernzügen (Railjet, IC, EC) vom West- zum Hauptbahnh­of. Laut Westbahn sollen vom Westbahnho­f stündlich von der öffentlich­en Hand bestellte Rex200-Züge nach St. Pölten fahren, für die der ÖBB-Personenve­rkehr mutmaßlich nicht nur eine höhere Abgeltung erhalte als für vergleichb­are Schnellzüg­e auf der Südbahn. Diese Rex200-Züge dienten zudem als Zubringer zu ÖBBSchnell­zügen (ab St. Pölten oder Amstetten) und stellten daher gemäß EU-Richtlinie eine unerlaubte öffentlich­e Leistung zu eigenwirts­chaftlich zu führenden ÖBB-Zügen dar, vom bestehende­n Zuschuss abzuziehen sei.

Laut VOR sind die Fahrplanän­derungen kostenneut­ral, die entspreche­nde Direktverg­abe daher rechtens. Westbahn versuche lediglich, notwendige und legale Anpassunge­n im Fahrplange­füge zum Vorteil der Fahrgäste gerichtlic­h zu verhindern. (ung)

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