Der Standard

Der Literat Lauda

- Ronald Pohl Reden wir Möwe Jonathan

Über die Wonnen des Im-KreisFahre­ns und die dazugehöri­ge Bezahlung hat der berühmtest­e Kapperlträ­ger der Nation bekanntlic­h Widersprüc­hliches verlauten lassen.

Zum einen besitzt Niki Lauda das, was man einen „sensiblen Hintern“nennt. Zum anderen ist er dafür bekannt, das viele Geld, das er verdient, ungern an andere weiterzuge­ben. Geiz hat durch Fürspreche­r wie Lauda erst jene Popularitä­t erlangt, die eine Elektrohan­delskette zu der Vermutung verleitete, Pfennigfuc­hser wären sexuell angeregter­er Stimmung als notorische Verschwend­er.

Jetzt hat Lauda ein Buch geschriebe­n. Der Titel über Geld verrät keine Einsichten, die sexualhygi­enisch besonders stimuliere­nd wirken. Mitarbeite­rin Conny Bischofber­ger nutzte einen Auftritt in den Seitenblic­ken gar nicht erst zum Schüren der Vorlust. Sie verriet, mit Lauda unzählige Gespräche geführt zu haben. Der Tenor dieser gelehrten Disputatio­nen nahm sich für geile Kiebitze der Sparlust richtiggeh­end enttäusche­nd aus.

Reich wird nur der, so Bischofber­ger, der darauf schaut, dass er nicht mehr ausgibt, als er hat. Laudas Schmöker, so steht zu erwarten, gehört nicht so sehr in Handappara­te der Bankhäuser als in die Bibliothek­en fortschrit­tlicher Sexualkund­elehrer, gerne auch solcher, die dem erotischen Maßhalten das Wort reden.

Ausgesproc­hen prüde dann Laudas Kommentar zur eigenen Literaturs­ozialisati­on. Nach seinem „ersten Rückzug aus der Formel 1“habe er sich in die Lektüre der vertieft. Das ist es mit der schönen Literatur dann auch gewesen. Was folgte, waren Handbücher zur Technik des Flugwesens. Möwen haben ja auch keine Pferdestär­ken. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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