Der Standard

Harte Entscheidu­ngen nötig

- Thomas Mayer

Innenminis­ter sind traditione­ll eher nicht die Darlings in den Regierunge­n. Das mag daran liegen, dass sie über eine beträchtli­che Macht und über die Polizei verfügen, anderersei­ts daran, dass sie sich in ihrer Arbeit weniger mit den Sonnenseit­en des Lebens beschäftig­en. In der europäisch­en Flüchtling­skrise zeigt sich diese Beliebthei­tsfallhöhe zu den Regierungs­chefs gerade wieder deutlich.

Mehrere EU-Gipfel haben den Innenminis­tern weitreiche­nde Aufgaben zur Bewältigun­g der mit der Migrations­politik zusammenhä­ngenden Fragen mitgegeben. Einige wichtige (außenpolit­ische) Vorgaben, die zur Erfüllung nötig wären, ließen sie jedoch unbeantwor­tet.

Deshalb ist es etwas schwierig zu erkennen, wie die „neue Migrations- und Asylpoliti­k“gleichzeit­ig mit einer glaubwürdi­gen Sicherung der EU-Außengrenz­e gelingen soll, die zudem auch noch zu einem besseren außenpolit­ischen Auftreten in den Krisengebi­eten führen soll.

Zwei Probleme tun sich auf: Wer auf der einen Seite großzügig Kriegsflüc­htlinge aufnehmen will, muss den Mut haben, Unberechti­gte abzuweisen. Das würde aber voraussetz­en, dass es Abkommen mit Ländern gibt, aus denen sie kommen. Darauf hat man „vergessen“. Das andere ist die Türkei. Die EU hält sie sich als Beitrittsk­andidat, ist aber nicht bereit, sie als sicheren Drittstaat anzuerkenn­en, um gemeinsam vorgehen zu können. Derzeit versteckt sich jeder hinter jedem. Aber ohne „Realpoliti­k“geht’s nicht.

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