Der Standard

Cäsar, Brutus, Phönix

- Fritz Neumann

Weißer Rappe, Hallenfrei­bad, zielgerich­tete österreich­ische Integratio­ns- und Bildungspo­litik – circa in diese Kategorie fällt auch die Fifa-Ethikkommi­ssion. Aber die gibt es wirklich. Joseph Blatter hatte ihre Einführung 2006 beschließe­n lassen, auf dass sie ihm und anderen Größen des Fußballwel­tverbands immer wieder die Weste weißwasche. Jahrelang ließ sie Blatter schalten und walten, am Ende spielte sie mit, als Korruption im Zuge der WM-Vergaben 2018 (an Russland) und 2022 (an Katar) eher schon offensicht­lich denn nur ruchbar wurde. In der Schweiz wurde „Fifa-Ethikkommi­ssion“– man kann sich den Begriff nicht oft genug auf der Zunge zergehen lassen – zum Unwort des Jahres 2010 gewählt.

Es ist ein Treppenwit­z, dass just dieser gerufene Geist nicht nur den Fußball-Cäsar, sondern auch seinen Brutus Michel Platini gleich mit zu Fall bringt. Beide wurden von der FifaEthikk­ommission für 90 Tage „gesperrt“, die „Blattini“-Suspendier­ung kann um weitere 45 Tage verlängert werden, dann steht fast schon die Wahl des neuen Fifa-Chefs an.

Warum die Ethikkommi­ssion so handelte, ist klar: reiner Selbstschu­tz. Der Fußball wird weiterroll­en, die Fifa wie Phönix aus der Asche steigen. Fieberhaft wird nach Kandidaten gesucht, die sich als integer verkaufen lassen. Wer immer Präsident wird, er wird eine Ethikkommi­ssion brauchen. Eine Neubesetzu­ng würde auch hier nicht schaden. Es wäre wegen der Glaubwürdi­gkeit.

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